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05.04.2022

Sozialpolitische Kerndaten - März 2022

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Vorbemerkung:

Aufgrund von Schwerpunktverlagerungen wurden ab Januar 2021 erneut Betriebe innerhalb der Wirtschaftszweige (Abteilung, Gruppe, Klasse der WZ 2008) neu zugeordnet. Bei den Daten für Betriebe ergeben sich hierdurch in den Wirtschaftszweigen gewisse Veränderungen, die einen durchgehenden Zeitvergleich einschränken. Dies gilt vor allem für den intertemporalen Vergleich der Beschäftigung und des Umsatzes.

1. Anzahl der Betriebe

 

  • Nachdem die deutsche Volkswirtschaft im zweiten und dritten Quartal 2021 wieder auf einen Wachstumskurs eingeschwenkt ist, trat im vierten Quartal 2021 erneut eine Stagnation ein. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) schrumpfte die deutsche Volkswirtschaft im vierten Quartal 2021 gegenüber dem Vorquartal geringfügig um 0,3 Prozent. Für das Gesamtjahr 2021 ergab sich ein reales Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent. Damit wurde der Rückgang der Wirtschaftsleistung um 4,6 Prozent im ersten Pandemiejahr 2020 nur teilweise ausgeglichen.
  • Durch den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar 2022 haben sich die zunächst optimistischen Konjunkturaussichten spürbar eingetrübt. So prognostizierte der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in seinem Herbstgutachten 2021 für 2022 ein Wachstum von 4,6 Prozent und das ifo-Institut erwartete 3,7 Prozent. Das DIW sprach unmittelbar vor dem Einmarsch noch von einem „Sommerhoch“ und sagte für 2022 ein Wachstum von 3,0 Prozent vorher. Das ifo-Institut veröffentlichte am 23. März 2022 eine Prognose, in der 3,1 oder 2,2 Prozent (Basisszenario und Alternativszenario) erwartet werden. Im Basisszenario wird von einer nur vorübergehenden Zunahme der Rohstoffpreise, Lieferengpässe und Unsicherheit ausgegangen, im Alternativszenario bis zur Jahresmitte.
  • In der Papierverarbeitenden Industrie gab es im Jahr 2021 insgesamt 468 Betriebe mit mindestens 50 Beschäftigten. Damit setzte sich der leichte Abwärtstrend der letzten Jahre fort.

2. Entwicklung der Anzahl der Beschäftigten

 

  • Die Anzahl der Beschäftigten war in der Papierverarbeitenden Industrie 2021 im dritten Jahr infolge rückläufig. Im Durchschnitt des Jahres 2021 zählte die Papierverarbeitende Industrie 82.498 Beschäftigte. Im Vergleich zum Jahr 2020, in dem durchschnittlich 83.954 Personen beschäftigt waren, entspricht dies einem Beschäftigungsrückgang von 1,8 Prozent. Gegenüber dem Beschäftigungshöchststand im Jahr 2018 hat sich die Zahl der abhängig Beschäftigten deutlich – um 4.190 – verringert. Das entspricht einem Rückgang von 4,8 Prozent.
  • Ein Blick auf die Beschäftigungsentwicklung im Jahresverlauf zeigte bis zum Ende des dritten Quartals keinen anhaltenden Abwärtstrend. Die Beschäftigung ging in den ersten beiden Quartalen im Vergleich zum Vorquartal jeweils zurück. Im dritten Quartal nahm sie dann aber wieder leicht zu, im September 2021 wurde mit 83.006 der Höchststand 2021 erreicht. Diesem Zwischenhoch folgte dann ein schwaches viertes Quartal.
  • Im Vergleich zum Jahr 2010, dem ersten Aufschwungsjahr nach der Wirtschafts- und Finanzkrise, hat das Beschäftigungsniveau insgesamt leicht nachgegeben. 2010 waren im Jahresdurchschnitt noch 83.659 Arbeitnehmer beschäftigt. Dabei ging einem kurzen dynamischen Aufschwung in den Jahren 2017 und 2018 eine Phase der Seitwärtsbewegung voraus (2010 bis 2016), der eine Phase des Beschäftigungsabbaus folgte.

 

3. Bruttoentgelte je Arbeitnehmer

 

  • Der monatliche Bruttolohn beziehungsweise das monatliche Bruttogehalt je Mitarbeiter belief sich in der Papierverarbeitenden Industrie im Durchschnitt des Jahres 2021 auf 3.650 Euro. Gegenüber 2020 bedeutet dies einen deutlichen Anstieg von 100 Euro oder 2,8 Prozent.
  • Der Blick auf die einzelnen Quartale zeigt, dass der Anstieg gegenüber dem Vorjahresquartal im ersten Quartal mit 1,8 Prozent am niedrigsten ausfiel. Denn das erste Quartal 2020 war noch weitgehend unbeeinflusst von der Corona-Krise. Im zweiten Quartal 2021 fiel der Anstieg gegenüber dem Vorjahresquartal mit 4,4 Prozent dagegen am höchsten aus. Dies erklärt sich vor allem durch einen entsprechenden Anstieg der Arbeitszeit. Denn durch den Lockdown im Frühjahr 2020 kam es auch in der Papierverarbeitung insgesamt zu einer deutlichen Arbeitszeitverkürzung. Im dritten Quartal 2021 stieg das Bruttoentgelt je Beschäftigten gegenüber dem Vorjahresquartal um 2,9 Prozent und damit in etwa so schnell wie im Jahresdurchschnitt. Im Schlussquartal 2021 sind die Bruttoentgelte je Beschäftigten gegenüber dem letzten Quartal 2020 mit 2,1 Prozent wiederum unterdurchschnittlich stark gestiegen.
  • Im Jahr 2021 sind die Verbraucherpreise gegenüber 2020 um 3,1 Prozent gestiegen. Damit konnte in der Papierverarbeitenden Industrie – je Arbeitnehmer gerechnet – das Niveau des Reallohns fast gehalten werden. Vergleicht man 2021 mit 2019 – dem Jahr vor der Pandemie – ergibt sich insgesamt ein Reallohnanstieg von 1,1 Prozent.

 

4. Tariflohnentwicklung

 

  • Seit April 2021 gilt in der Papierverarbeitenden Industrie ein neuer Entgelttarifvertrag. Er hat eine Laufzeit von zwei Jahren bis zum 31. Januar 2023. Der Entgelttarifvertrag sieht eine zweistufige Erhöhung der Entgelte vor. Im Mai 2021 stiegen die Entgelte bereits in einer ersten Stufe um 1,5 Prozent, im Mai 2022 soll dann eine weitere Anhebung um 2,4 Prozent folgen.
  • Nachdem sich nach Angaben der Deutschen Bundesbank für 2020 je Stunde gerechnet eine Kostenbelastung von 2,8 Prozent ergab, fällt die Kostenbelastung im Jahr 2021 mit 1,5 Prozent nur halb so hoch aus. Allerdings entsprach dieser Anstieg dem in der Gesamtwirtschaft. Im Jahr 2022 wird die kalenderjährliche Belastung mit 2,0 Prozent unter dem prozentualen Abschluss von 2,4 Prozent liegen. Das liegt daran, dass die vorgesehene Erhöhung nicht schon zum Jahresbeginn 2022, sondern erst zum Mai 2022 fällig wird.
  • Preisbereinigt stiegen die Tariflöhne je Stunde in der Papierverarbeitenden Industrie im ersten Pandemiejahr 2020 um 2,3 Prozent. Dadurch erhöhte sich die Kaufkraft der Arbeitnehmer spürbar. Im Jahr 2021 stieg die Inflationsrate dann auf 3,1 Prozent, während die Tariflöhne im selben Zeitraum um 1,5 Prozent zulegten. Fasst man die beiden Pandemiejahre zusammen, steht einem Inflationsanstieg von 3,6 Prozent ein Tariflohnplus von 4,3 Prozent gegenüber. Die Reallöhne sind also trotz der Pandemie noch gestiegen.

 

5. Exportquote

 

  • Die Auslandsmärkte haben für die deutsche Papierverarbeitende Industrie in den Jahren 2019 und 2020 wieder an Bedeutung gewonnen. Dieser Trend hat sich auch 2021 fortgesetzt. Die Exportquote, also der Anteil der Auslandsumsätze am Gesamtumsatz, stieg im Durchschnitt des Jahres 2021 auf 29,6 Prozent. Das bedeutet ein Plus von 0,4 Prozentpunkten gegenüber dem Jahresdurchschnittswert 2020.
  • Im Durchschnitt lag der Auslandsumsatz im Jahr 2021 bei 539 Millionen Euro je Monat, wobei sich das Schlussquartal 2021 mit einem monatlichen Auslandsumsatz von 569 Millionen Euro hervorhob. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Auslandsumsatz der Papierverarbeitenden Industrie im Jahr 2021 um 9,7 Prozent. Nach einem leichten Rückgang des Auslandsgeschäfts im ersten Quartal fielen die Zuwachsraten im zweiten bis vierten Quartal – jeweils gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal gerechnet – mit 12 bis 14 Prozent kräftig aus.
  • Ein Blick auf die langfristige Entwicklung der Exportquote zeigt, dass der Anteil der Auslandsgeschäfte im Durchschnitt der Branche zwischen 2005 und 2007 noch von 26,8 auf 29,9 Prozent zunahm. Danach blieb dieser Anteil lange Zeit stabil, bevor ab 2014 ein Rückgang des Auslandsgeschäftsanteils einsetzte. Diese Abwärtsbewegung hat sich inzwischen wieder umgekehrt. Die im Jahr 2021 erreichte Exportquote liegt nur noch einen Prozentpunkt unter dem Allzeithoch des Jahres 2013.

 

6. Umsatz

 

  • Im Jahr 2021 lag der Gesamtumsatz in der Papierverarbeitenden Industrie bei 21,84 Milliarden Euro. Gegenüber dem Umsatz 2020 (20,14 Milliarden Euro) ergab sich ein deutliches Plus von 1,7 Milliarden Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 8,4 Prozent. Der Inlandsumsatz belief sich 2021 auf 15,38 Milliarden Euro und der Auslandsumsatz auf 6,46 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich bei beiden Indikatoren ein deutliches Plus, wobei das Plus im Ausland mit 9,7 Prozent etwas größer als das Plus im Inland (7,9 Prozent) ausfiel. Dadurch ging der Anteil der Inlandsumsätze am Gesamtumsatz mit 70,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr (70,8 Prozent) leicht zurück.
  • Im langfristigen Vergleich stagnierte die Umsatzentwicklung in der Papierverarbeitenden Industrie lange Zeit. Durch das zuletzt kräftige Plus übertraf der Umsatz im Jahr 2021 die bisherigen Höchststände der Jahre 2011 und 2018.
  • Nach der Nachfrageschwäche aus dem In- und Ausland während des ersten Pandemiejahres 2020, bei der die Umsätze vor allem im Handel mit Ländern außerhalb der Eurozone zurückgingen, zog 2021 vor allem das Auslandsgeschäft wieder an. Das Geschäft mit dem Ausland außerhalb der Eurozone wuchs gegenüber demselben Vorjahreszeitraum um 25,4 Prozent, das Auslandsgeschäft mit den Ländern der Eurozone um 6,4 und das Inlandsgeschäft um 7,9 Prozent.

 

7. Monatlicher Umsatz je Beschäftigten

 

  • Im Jahr 2021 lag der Umsatz je Mitarbeiter in der deutschen Papierverarbeitenden Industrie bei durchschnittlich 22.065 Euro. Das Niveau lag damit um 10,4 Prozent über dem Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums. Der Pro-Kopf-Umsatz wuchs prozentual stärker als der nominale Umsatz, weil 2021 Beschäftigung abgebaut wurde.
  • In der positiven Pro-Kopf-Umsatzentwicklung spiegeln sich neben der sinkenden Beschäftigung vor allem die steigenden Erzeugerpreise und die Produktionszuwächse wider.
  • Im langfristigen Vergleich ab 2011 blieb der Pro-Kopf-Umsatz lange Zeit recht stabil. In diesem Zeitraum setze nach 2011 für einige Jahre eine leichte Abwärtstendenz ein, die erst durch den kräftigen Branchenaufschwung der Jahre 2017 und 2018 beendet wurde. Nach einem neuerlichen Rückgang in den Jahren 2019 und 2020 kam es 2021 zu einem kräftigen Anstieg. Diese positive Trendwende beruht aber auch auf einem starken Anstieg der Erzeugerpreise. Umgekehrt hing die Umsatzflaute des Vorjahres vor allem mit einem Rückgang der Erzeugerpreise zusammen.

 

8. Entwicklung der Produktion

 

  • In den ersten vier Monaten des Jahres 2021 herrschte für die Bevölkerung ein strenger Lockdown. Dadurch fiel die Produktion in der Papierverarbeitenden Industrie im ersten Quartal 2021 unbereinigt um 3,5 Prozent niedriger aus als im ersten Quartal 2020, das noch weitgehend unbelastet von der Corona-Pandemie war. Dieser Rückstand ist inzwischen aufgeholt. Denn im zweiten und dritten Quartal 2021 gab es im Vergleich zum Vorjahr Zuwächse von 7,7 und 6,3 Prozent, im vierten Quartal von immerhin noch 2,8 Prozent, sodass sich im Jahresdurchschnitt 2021 gegenüber dem Jahresmittel 2020 ein Anstieg von unbereinigt 3,2 Prozent ergibt.
  • Schaut man auf die kalender- und saisonbereinigten Werte, zeigt sich, dass der Produktionsindex im dritten Quartal 2021 mit 101,7 den Wert des ersten Quartals 2020 (101,5), das von der Corona-Pandemie noch weitgehend unbeeinflusst war, leicht übertroffen hat. Im letzten Quartal 2021 fiel der kalender- und saisonbereinigte Indexwert wieder leicht auf 101,3 ab und damit auch unter die Marke des ersten Quartals 2020. Gleichzeitig lag der Indexstand im Schlussquartal 2021 um rund 7,0 Prozent höher als im zweiten Quartal 2020, dem coronabedingten Tiefpunkt der vergangenen Dekade.
  • Im langfristigen Vergleich lag die Produktion im Jahr 2021 unbereinigt um knapp 6 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2011. Damals erreichte der Produktionsindex im Jahresdurchschnitt den Wert von 107,0 und markierte damit den Rekordwert seit der Jahrhundertwende.

 

9. Preisentwicklung

  • In der Papierverarbeitenden Industrie gab es in den letzten beiden Jahren ein ausgeprägtes Auf und Ab bei den Erzeugerpreisen: Sie gaben 2020 im Jahresdurchschnitt gegenüber 2019 um 1,7 Prozent nach und stiegen dann 2021 wieder um 4,9 Prozent an. Damit war die Preisentwicklung verglichen mit der Industrie in den letzten beiden Jahren dennoch unterdurchschnittlich. Denn insgesamt stagnierten die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte im Jahr 2020 und legten 2021 um 6,1 Prozent zu.
  • Auffällig ist die starke Preisdynamik in der Papierverarbeitenden Industrie im zweiten Halbjahr 2021. Allein in den sechs Monaten von Juni 2021 bis Dezember 2021 stiegen die Erzeugerpreise um über 9 Prozent. Gegenüber Dezember 2020 lag das Erzeugerpreisniveau der Papierverarbeitenden Industrie sogar um 13 Prozent höher.
  • In der Papiererzeugenden Industrie war die Preisdynamik zuletzt noch größer. Im Durchschnitt des Jahres 2021 stieg der Erzeugerpreisindex auf 111,9, das sind 12 Prozent mehr als im Jahresdurchschnitt 2020. Auch bei der Papiererzeugung beschleunigte sich der Preisauftrieb. Allein von Juni 2021 bis Dezember 2021 stiegen die Erzeugerpreise um 19,1 Prozent. Damit lagen die Erzeugerpreise im Dezember 2021 bei einem Indexstand von 129,3 und damit um 30 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Ein wichtiger Erklärfaktor dieses rasanten Preisauftriebs ist die Preisexplosion bei den Rohstoffen. So haben sich beispielsweise die Großhandelspreise für gemischtes Altpapier im Dezember 2021 gegenüber dem Vorjahr um 120 Prozent verteuert.

 

10. Entwicklung von Produktivität und Lohnstückkosten

 

  • Im Jahr 2021 sind die Lohnstückkosten erstmals seit 2010 wieder gesunken. Hauptursache ist die im zweiten Quartal 2020 aufgrund des Lockdowns eingebrochene Produktion und die darauffolgende Erholung. Dadurch ergab sich für das zweite Quartal 2021 ein starker Produktions- und Produktivitätsanstieg gegenüber dem Vorjahresquartal, der sich im dritten Quartal und etwas abgeschwächt auch im vierten Quartal fortgesetzt hat.
  • Spiegelbildlich dazu stieg die Produktivität je Beschäftigten im Jahr 2021 erstmals nach neun Jahren der Stagnation und des Rückgangs wieder an – und mit 5,0 Prozent gleich sehr kräftig. Dies ergibt sich zum einen aus der Erholung der Produktion, zum anderen daraus, dass die Anzahl der Beschäftigten im Jahr 2021 niedriger war als im Jahr 2020.
  • Trotz des Beschäftigungsrückgangs lag das Arbeitsvolumen im Jahr 2021 auf dem gleichen Niveau wie 2020, weil die Jahresarbeitszeit im Jahr 2021 wieder in etwa Normalniveau erreichte, während sie 2020 aufgrund des damaligen Frühjahrs-Lockdowns ungewöhnlich niedrig ausfiel. Dadurch hat sich die Produktivität je geleistete Stunde im Jahr 2021 mit 3,3 Prozent im Vorjahresvergleich weniger stark erhöht als je Beschäftigten gerechnet.

 

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