Branchendaten


24.11.2020

Sozialpolitische Kerndaten - November 2020

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Vorbemerkung:

Aufgrund von Schwerpunktverlagerungen wurden ab Januar 2020 erneut Betriebe innerhalb der Wirtschaftszweige (Abteilung, Gruppe, Klasse der WZ 2008) neu zugeordnet. Bei den Daten für Betriebe ergeben sich hierdurch in den Wirtschaftszweigen gewisse Veränderungen, die einen durchgehenden Zeitvergleich einschränken. Dies gilt vor allem für den intertemporalen Vergleich der Beschäftigung und des Umsatzes.

1. Anzahl der Betriebe

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  • Die Corona-Pandemie hat die Weltwirtschaft wieder stark im Griff. Im Herbst 2020 sind die Infektionen und Todeszahlen in den meisten Ländern auf neue Höchstwerte angestiegen. Damit wird das Wirtschaftsleben im vierten Quartal 2020 um ein weiteres Mal beeinträchtigt. Bis zu dieser erneuten Infektionswelle war im dritten Quartal 2020 eine starke Erholung nach den gewaltigen Einbrüchen im zweiten Quartal zu beobachten. Das reale Bruttoinlandsprodukt legte hierzulande im dritten Quartal gegenüber dem Krisenquartal in preis-, arbeitstäglich und saisonbereinigter Betrachtung um 8,2 Prozent zu. Das reichte bei Weitem nicht aus, um die Einbrüche im ersten Quartal (-1,9 Prozent) und im zweiten Quartal (-9,8 Prozent) auszugleichen. Es verbleibt eine gesamtwirtschaftliche Produktionslücke zum Niveau vor der Pandemie von rund 4,3 Prozent. Diese Lücke bleibt voraussichtlich im vierten Quartal 2020 unverändert bestehen. Die weitere Erholung wird das gesamte Jahr 2021 in Anspruch nehmen – in Teilen der Volkswirtschaft sogar in das Jahr 2022 hineinreichen.
  • In der deutschen Industrie waren die Beeinträchtigungen infolge der Pandemie deutlich stärker als im Dienstleistungsbereich insgesamt. Dabei gilt immer auch zu beachten, dass es innerhalb der Industrie und der Dienstleister – sowie innerhalb von Branchen – ganz unterschiedliche Entwicklungen gibt. Die gesamte Industrieproduktion lag im dritten Quartal 2020 noch um knapp 10 Prozent unter dem Vorjahresniveau, in der Papierverarbeitenden Industrie belief sich die entsprechende Produktionslücke über alle Teilbereiche hinweg auf fast 5 Prozent.

2. Entwicklung der Anzahl der Beschäftigten

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  • Durch die Inanspruchnahme von Kurzarbeit konnten bislang starke Personalanpassungen in Deutschland infolge der hohen Produktionseinbrüche vermieden werden. Gesamtwirtschaftlich wurden bereits rund eine halbe Million Arbeitsplätze abgebaut. Zusätzlich befanden sich am Ende des dritten Quartals noch über 3 Millionen Arbeitnehmer in Kurzarbeit – davon rund zwei Drittel in der Industrie. Demnach muss auch im Verlauf des kommenden Jahres neben der bestehenden Produktionslücke eine Beschäftigungslücke geschlossen werden.
  • In der Papierverarbeitenden Industrie in Deutschland waren in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 durchschnittlich gut 84.000 Personen beschäftigt. Das waren 1,5 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Im dritten Quartal 2020 lag die Beschäftigung in ähnlicher Größenordnung (1,4 Prozent) unter dem entsprechenden Vorjahresniveau. Dieser Vergleich ist allerdings nur eingeschränkt aussagekräftig, da es zum Jahreswechsel zu einer statistischen Umbuchung von Betrieben innerhalb der gesamten Industrie kam.
  • Ein Blick auf die Beschäftigungsentwicklung im Jahresverlauf 2020 zeigt unbeeindruckt von den Statistikumstellungen die konjunkturellen Wechsellagen bei der Beschäftigung in der Papierverarbeitenden Industrie. Die Beschäftigung konnte im dritten Quartal das Niveau des krisengeschüttelten zweiten Quartals wieder um 0,2 Prozent übertreffen. Gleichwohl lag die Anzahl der Beschäftigten zuletzt noch um 0,8 Prozent oder gut 700 Personen unter der Beschäftigungslage vom ersten Quartal.

3. Bruttoentgelte je Arbeitnehmer

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  • Der monatliche Bruttolohn beziehungsweise das monatliche Bruttogehalt je Mitarbeiter belief sich in der Papierverarbeitenden Industrie in den ersten drei Quartalen 2020 auf durchschnittlich 3.458 Euro. Gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum bedeutet das ein Plus von 2,0 Prozent.
  • Gegenüber dem 1. Quartal 2020 – damals lag das monatliche Bruttogehalt je Mitarbeiter noch bei 3.415 Euro – ergibt sich ein Anstieg von 1,3 Prozent.
  • Angesichts rückläufiger Verbraucherpreise schlagen sich die Steigerungen der Bruttolöhne derzeit besonders spürbar in steigenden Reallöhnen nieder. In den ersten 3 Quartalen 2020 stand dem Anstieg der Bruttolöhne in Höhe von 2,0 Prozent lediglich eine Teuerungsrate von durchschnittlich 0,8 Prozent gegenüber. Diese positive Reallohnentwicklung dürfte bis zum Jahresende 2020 anhalten, weil sie vor allem durch die Umsatzsteuersenkung angestoßen wird, die bis Ende 2020 gilt.

4. Tariflohnentwicklung

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  • Seit Februar 2019 ist ein Entgelttarifvertrag in Kraft, der eine Laufzeit bis zum 31. Januar 2021 vorsieht. In diesem Tarifvertrag wurde vereinbart, die Entgelte in der Papier-, Pappe- und Kunststoffe verarbeitenden Industrie ab dem 1. März 2019 um 2,8 Prozent zu erhöhen. Zum 1. März 2020 folgte eine zweite Stufenanhebung von 2,7 Prozent. Die Ausbildungsvergütungen wurden zum 1. März 2019 um einheitlich 90 Euro erhöht.
  • Kalenderjährlich betrachtet ergibt sich nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank für 2018 je Stunde gerechnet eine Kostenbelastung von 1,6 Prozent und für 2019 eine von 2,9 Prozent (nach 2,1 Prozent für 2017). Die gesamtwirtschaftliche Tariflohndynamik lag 2019 je Stunde gerechnet bei 3,0 Prozent.
  • Im Jahr 2019 hat sich der Anstieg der Tarifverdienste in der Papier-, Pappe- und Kunststoffe verarbeitenden Industrie demnach spürbar beschleunigt und sich der gesamtwirtschaftlichen Tariflohndynamik angenähert. In realer Rechnung stiegen die Tariflöhne im Jahr 2019 um 1,5 Prozent.

5. Exportquote

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  • Die Auslandsmärkte haben für die deutsche Papierverarbeitende Industrie bereits im vergangenen Jahr wieder etwas an Bedeutung gewonnen. Die Exportquote, also der Anteil der Auslandsumsätze am Gesamtumsatz, stieg von knapp 27 Prozent auf gut 29 Prozent. Im Jahr 2020 hat sich dieser Trend leicht fortgesetzt: Im Durchschnitt der ersten neun Monate dieses Jahres belief sich die Exportquote auf 29,2 Prozent.
  • Ein Blick auf die langfristige Entwicklung der Exportquote spiegelt den säkular markanten Wandel in der Umsatzstruktur der deutschen Papierverarbeitenden Industrie wider. In den vergangenen zwei Dekaden legte der Anteil der Auslandsgeschäfte im Durchschnitt der Branche um insgesamt rund 10 Prozentpunkte zu. Dabei lag die Exportquote im Zeitraum 2007 bis 2014 durchgängig mindestens auf dem derzeitigen Niveau. Bis 2018 konnten dann die Inlandsumsätze wieder an Gewicht zulegen.
  • Der leicht ansteigende Anteil der Auslandsumsätze am Gesamtumsatz in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 erklärt sich daraus, dass die Inlandsumsätze mit -5,3 Prozent stärker zurückgegangen waren als die Auslandsumsätze mit -4 Prozent. Dabei gaben die Inlands- und Auslandsgeschäfte im von der ersten Pandemiewelle stark beeinträchtigten zweiten Quartal 2020 mit rund -8,5 Prozent (im Vergleich mit dem gleichen Vorjahreszeitraum) nahezu gleichermaßen stark nach. Im dritten Quartal 2020 war der Abstand zum Vorjahresniveau beim Inlandsabsatz mit -6,2 Prozent allerdings erheblich höher als beim Auslandsumsatz. Hier war die Vorjahreslücke mit -3,1 Prozent nur halb so groß.

6. Umsatz

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  • In den ersten neun Monaten des stark von der Corona-Pandemie geprägten Jahres 2020 belief sich der Umsatz der Papierverarbeitenden Industrie auf etwas mehr als 15 Milliarden Euro. Das waren knapp 800 Millionen oder 4,9 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Bei diesem Vorjahresvergleich muss jedoch auch berücksichtigt werden, dass seit Anfang dieses Jahres weniger Betriebe in der zugrundeliegenden Statistik verbucht werden. Diese mehrmaligen Statistikumstellungen in den letzten Jahren müssen generell bei einer Langfristanalyse dieser Branche beachtet werden.
  • Auch hier veranschaulicht ein Blick auf die drei Quartale 2020 unverzerrt von den Statistikumstellungen die hohen konjunkturellen Wechsellagen anhand der Umsätze in der Papierverarbeitenden Industrie. Im dritten Quartal 2020 konnte das Umsatzniveau des von der ersten Infektionswelle stark beeinträchtigten zweiten Quartals bereits um 6,3 Prozent übertroffen werden. Wie in anderen Industriebereichen fiel die einsetzende Erholung im Sommer 2020 schnell und beeindruckend aus. Der Einbruch vom zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal in Höhe 10,8 Prozent konnte damit jedoch bei weitem nicht kompensiert werden. Die gesamten Umsätze lagen im dritten Quartal noch um über 5 Prozent unter dem Niveau des ersten Quartals 2020. Vor dem Hintergrund der möglichen Beeinträchtigungen infolge der nunmehr das vierte Quartal 2020 prägenden zweiten Infektionswelle wird die notwendige Erholung hin zu vormaligen Umsatzgrößen das Jahr 2021 in Anspruch nehmen.

7. Monatlicher Umsatz je Beschäftigten

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  • Wie in der Finanzmarktkrise von 2008/2009 sind die Industrieunternehmen in Deutschland bestrebt, ihre Mitarbeiter soweit wie möglich zu halten – trotz der starken Produktions- und Umsatzeinbrüche. Das Instrument der Kurzarbeit trägt hierzu maßgeblich bei. Infolge dieser Personalsicherung kommt es zu starken Auswirkungen auf betriebliche Leistungskennziffern wie Arbeitsproduktivität oder Umsätze je Mitarbeiter.
  • In der deutschen Papierverarbeitenden Industrie ging im Durchschnitt der ersten neun Monate des Jahres 2020 der Umsatz je Mitarbeiter auf 19.885 Euro deutlich zurück. Das entsprechende Vorjahresniveau wurde damit um 3,5 Prozent unterschritten. Bei diesem Indikator ist ein langfristiger Vergleich aussagekräftig, weil durch die Statistikumstellung sowohl die Umsatz- als auch die Beschäftigungsdaten angepasst werden. Hinter diesem Rückgang steht zum einen der starke Umsatzrückgang von fast 5 Prozent im Vergleich mit den ersten neun Monaten des Vorjahres. Die Anzahl der Beschäftigten ging gleichzeitig nur um 1,5 Prozent zurück.
  • Der Umsatz lag in den ersten neun Monaten zum einen aufgrund einer geringeren Absatzmenge unter dem Vorjahreswert. Zum anderen hat auch der Rückgang der Preise die nominale Umsatzentwicklung beeinträchtigt. Die Erzeugerpreise der Papierverarbeitenden Industrie lagen im Durchschnitt der ersten neun Monate um 1,8 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahresniveau. Demzufolge gab der preisbereinigte Umsatz in diesem Zeitraum um über 3 Prozent im Vorjahresvergleich nach.

8. Entwicklung der Produktion

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  • Die Corona-Pandemie hat auch die Produktion der deutschen Papierverarbeitenden Industrie in Mitleidenschaft gezogen. Im Durchschnitt der ersten neun Monate des Jahres 2020 lag die Produktion der Branche um 3,6 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahresvolumen. Damit hat sich – wie auch in der gesamten Industrie – der Produktionsrückgang des Vorjahres fortgesetzt. Im Vergleich zum Dienstleistungssektor hat die Industrie also bereits eine rezessionsgezeichnete Vorgeschichte, in der sich auch strukturelle Anpassungen und veränderte weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen – wie der Protektionismus – niedergeschlagen haben.
  • Wie in den anderen Wirtschaftsbereichen auch, gab es bislang die stärksten Produktionseinbußen im zweiten Quartal 2020, als die erste Infektionswelle das Wirtschafts- und Gesellschaftsleben beeinträchtigte. Das Vorjahresniveau wurde in diesem Krisenquartal um 6,2 Prozent unterschritten. Im ersten Quartal 2020 konnte dagegen die entsprechende Vorjahresproduktion noch leicht um 0,2 Prozent übertroffen werden. Im dritten Viertel des Jahres 2020 ergibt sich im Vergleich zum gleichen Vorjahresquartal noch eine Produktionslücke in Höhe von 4,8 Prozent. Diese wird auch im Schlussquartal dieses Jahres nicht geschlossen werden, sodass sich die wirtschaftliche Erholung noch über weite Strecken des Jahres 2021 ziehen wird.
  • Die erneuten Produktionsrückgänge beenden die Erholungsphase der Branche, die sich vor allem 2017 und 2018 zeigte. In den ersten neun Monaten dieses Jahres liegt die Produktion allerdings um 8,5 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2011.

9. Preisentwicklung

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  • Die Preise der Industrie insgesamt sind infolge der Corona-Pandemie im Durchschnitt der ersten neun Monate dieses Jahres auf der Stelle getreten. Dazu hat zum einen die stark nachlassende Nachfrage im Inland und Ausland beigetragen. Zum andern haben auch Energie- und Rohstoffpreise nachgegeben.
  • In der Papierverarbeitenden Industrie gaben die Erzeugerpreise dagegen dem Durchschnitt der ersten neun Monate dieses Jahres nach. Sie lagen um 1,8 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahreswert. Damit hat sich die Branche merklich vom gesamtindustriellen Preistrend, dem sie in den letzten 15 Jahren weitgehend gefolgt ist, abgesetzt.
  • Wie auch in den letzten Jahren – und dabei insbesondere in den konjunkturellen Wechsellagen – zu beobachten, weisen die Erzeugerpreise der Papiererzeugenden Industrie erheblich stärkere Schwankungen auf. Das liegt zum Teil auch an den höheren Einflüssen von Energie- und Rohstoffpreisen in dieser Branche. Jedenfalls lagen im Durchschnitt der ersten neun Monate die Erzeugerpreise um 6,7 Prozent unter Vorjahresniveau. Seit 2018 hat dort eine markante Preisanpassung stattgefunden.

10. Entwicklung von Produktivität und Lohnstückkosten

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  • In den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 sind die Lohnstückkosten gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 4,5 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg übertrifft sogar den bisherigen Rekordwert des Vergleichszeitraums von 2005 bis heute aus dem Jahr 2009. Damals legten die Lohnstückkosten aufgrund des Nachfrageeinbruchs durch die globale Wirtschafts- und Finanzkrise und dem damit verbundenen Produktivitätsrückgang um 4 Prozent zu.
  • Die Produktivität je Beschäftigten ist in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum kalender- und saisonbereinigt um 2,4 Prozent zurückgegangen. Dies ist der stärkste Rückgang seit 2009. Überdies setzt sich der Trend nachlassender Produktivität weiter fort: Bereits seit 2012 gab es in der Papierverarbeitenden Industrie je Beschäftigten gerechnet keine nennenswerten Produktivitätsanstiege mehr.
  • Durch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie ist die geleistete Arbeitszeit je Beschäftigten in den ersten drei Quartalen 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,3 Prozent kürzer. Dementsprechend fällt der Rückgang der Stundenproduktivität mit 0,7 Prozent deutlich schwächer aus. Bei einer Betrachtung auf Stundenbasis ist daher die Verdienstentwicklung der Haupttreiber der gestiegenen Lohnstückkosten. Denn die Bruttolohn- und -gehaltssumme je geleisteter Arbeitsstunde stieg um 3,4 Prozent.

 

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