10.04.2020
Sozialpolitische Kerndaten – April 2020
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Vorbemerkung:
Aufgrund von Schwerpunktverlagerungen wurden ab Januar 2018 erneut Betriebe innerhalb der Wirtschaftszweige (Abteilung, Gruppe, Klasse der WZ 2008) neu zugeordnet. Bei den Daten für Betriebe ergeben sich hierdurch in den Wirtschaftszweigen gewisse Veränderungen, die einen durchgehenden Zeitvergleich einschränken. Dies gilt vor allem für den intertemporalen Vergleich der Beschäftigung und des Umsatzes.
Anzahl der Betriebe in der Papierverarbeitenden Industrie Deutschlands
- Die deutsche Wirtschaft ist 2019 im zehnten Jahr in Folge gewachsen. Allerdings hat das Wachstum an Dynamik deutlich verloren. Es lag 2019 bei 0,6 Prozent, während das BIP 2017 um 2,5 und 2018 um 1,5 Prozent zunahm. Auf der Entstehungsseite des BIP war die wirtschaftliche Entwicklung 2019 zweigeteilt: Einerseits verzeichneten die Dienstleistungsbereiche und das Baugewerbe überwiegend kräftige Zuwächse. Andererseits ist die Wirtschaftsleistung des Produzierenden Gewerbes (ohne Baugewerbe) eingebrochen. So ging die Wirtschaftsleistung im Produzierenden Gewerbe ohne Bau, das gut ein Viertel der Gesamtwirtschaft ausmacht, um 3,6 Prozent zurück. Zu diesem Rückgang trug insbesondere die schwache Produktion in der Automobilindustrie bei.
- Die deutsche Industrie bekommt, aufgrund ihrer hohen Weltmarktorientierung, die sich abkühlende Weltkonjunktur unmittelbar zu spüren. Die deutschen Exporte nahmen im Jahresdurchschnitt 2019 zwar weiter zu, aber nicht mehr so stark wie in den Vorjahren: Preisbereinigt exportierte die deutsche Wirtschaft 0,9 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen als 2018. Die preisbereinigten Importe stiegen mit 1,9 Prozent stärker.
- Im Jahr 2019 waren insgesamt 483 Betriebe registriert. Dies waren neun Betriebe weniger als im Vorjahr. Zudem markiert es im hier gewählten Betrachtungszeitraum einen Tiefststand. Ein langfristiger Vergleich ist aber wegen der statistischen Erfassung nicht besonders aussagekräftig.
Entwicklung der Anzahl der Beschäftigten in derPapierverarbeitenden Industrie Deutschlands
- Die konjunkturelle Abschwächung hat sich negativ auf die Beschäftigung in der deutschen Papierverarbeitenden Industrie im Jahr 2019 ausgewirkt. Im Jahresdurchschnitt zählte die Branche 85.182 Beschäftigte. Im Vergleich zum Vorjahr waren 1.506 Personen weniger beschäftigt. Das entspricht einem Beschäftigungsrückgang von 1,7 Prozent. Gegenüber dem Beschäftigungshöchststand vom Oktober 2018 hat sich die Beschäftigung bis Dezember 2019 um 3.107 Personen oder 3,6 Prozent vermindert.
- Im Jahresverlauf 2019 war die Entwicklung recht heterogen. Von Januar bis Juni 2019 ging die Zahl der Beschäftigten fast kontinuierlich zurück. Im Sommer nahm die Beschäftigung dann vorübergehend wieder etwas zu, bevor im Herbst ein neuerlicher Rückgang einsetzte.
- Langfristig betrachtet fällt die Beschäftigungsperformance der Branche nach wie vor positiv aus. Im Jahr 2018 wurde in der Papierverarbeitenden Industrie ein Langzeithoch
erreicht. Dies sollte bei der aktuellen Bewertung der Beschäftigungsentwicklung berücksichtigt werden. Allerdings ist bei langfristigen Vergleichen zu beachten, dass in den vergangenen Jahren mehrfach Umbuchungen von Betrieben und deren Mitarbeitern und Umsätzen vorgenommen wurden (s. Vorbemerkung). Das schränkt die intertemporale Vergleichbarkeit ein.
Bruttoentgelte je Arbeitnehmer in der Papierverarbeitenden Industrie Deutschlands
- Der monatliche Bruttolohn beziehungsweise das monatliche Bruttogehalt je Mitarbeiter belief sich in der Papierverarbeitenden Industrie im Jahresdurchschnitt 2019 auf 3.483 Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Anstieg von 2,6 Prozent. Damit hat sich die Dynamik spürbar beschleunigt. 2018 legten die Bruttoentgelte um 1,1 Prozent zu.
- Besonders groß fiel der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr im vierten Quartal 2019 aus. Dieses Quartal wird stark durch Sonderzahlungen beeinflusst. Im Jahr 2019 ergab sich für das Schlussquartal ein Durchschnittsverdienst von 3.762 Euro, verglichen mit 3.622 Euro im vierten Quartal 2018. Das entspricht einer Steigerung von 3,9 Prozent.
- Auf Jahresbasis betrachtet, übertraf der Anstieg der Bruttolöhne die Teuerungsrate im Jahr 2019 deutlich. Die Verbraucherpreise stiegen lediglich um 1,4 Prozent.
Tariflohnentwicklung in der Papierverarbeitenden Industrie Deutschlands
- Seit Februar 2019 ist ein Entgelttarifvertrag in Kraft, der eine Laufzeit bis zum 31. Januar 2021 vorsieht. In diesem Tarifvertrag wurde vereinbart, die Entgelte in der Papier-, Pappe- und Kunststoffe verarbeitenden Industrie ab dem 1. März 2019 um 2,8 Prozent zu erhöhen. Zum 1. März 2020 folgte eine zweite Stufenanhebung von 2,7 Prozent. Für die Monate November 2018 bis Februar 2019 gab es keine Anhebung der Tabellenwerte (Nullmonate). Die Ausbildungsvergütungen wurden zum 1. März 2019 um einheitlich 90 Euro erhöht.
- Kalenderjährlich betrachtet ergibt sich nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank für 2018 je Stunde gerechnet eine Kostenbelastung von 1,6 Prozent und für 2019 eine von 2,9 Prozent nach 2,1 Prozent für 2017). Die gesamtwirtschaftliche Tariflohndynamik lag 2018 je Stunde gerechnet bei 2,8 und 2019 bei 3,0 Prozent.
- Im Jahr 2019 hat sich der Anstieg der Tarifverdienste in der Papier-, Pappe- und Kunststoffe verarbeitenden Industrie demnach spürbar beschleunigt und sich der gesamtwirtschaftlichen
Tariflohndynamik angenähert.
- Preisbereinigt stiegen die Tariflöhne im Jahr 2019 um 1,5 Prozent.
Exportquote der Papierverarbeitenden Industrie Deutschlands
- Im langfristigen Vergleich ist die Exportquote der Branche recht hoch. Ein starkes Wachstum gab es ausgehend von der Jahrtausendwende bis zum Ausbruch der globalen Finanzmarktkrise 2008/09. In diesem Zeitraum stieg die Exportquote von 20 auf 30 Prozent an. Anschließend blieb sie auf diesem hohen Niveau (und erreichte 2013 mit 30,6 Prozent sogar einen neuen Höhepunkt), sank in den letzten Jahren bis 2018 aber etwas ab.
- Im Zuge dieser Abwärtsentwicklung ließ sich seit 2013 auch eine Strukturverlagerung bei den Umsätzen in der Papierverarbeitenden Industrie beobachten – tendenziell weg vom Auslandsumsatz und wieder stärker hin zum Inlandsgeschäft. Dieser Trend hat sich 2019 aber nicht weiter fortgesetzt. Im Jahresdurchschnitt lag der Anteil der Auslandsumsätze an den Gesamtumsätzen der Branche in der Papierverarbeitenden Industrie bei 29,1 Prozent, verglichen mit 26,9 Prozent im Jahr 2018. Das ist ein spürbarer Anstieg von 2,2 Prozentpunkten.
- Die aktuell wieder angestiegene Exportquote folgt aus einer gespaltenen Umsatzentwicklung. Während der Inlandsumsatz 2019 nachgab, verzeichnete das Auslandsgeschäft trotz der abgeschwächten Weltkonjunktur ein Plus (siehe ausführlicher auf Seite 6, Umsatz).
Umsatz der Papierverarbeitenden Industrie Deutschlands
- Im Jahr 2019 lag der Gesamtumsatz in der Papierverarbeitenden Industrie bei 20,9 Milliarden Euro. Gegenüber dem Umsatz des Vorjahres (21,3 Milliarden Euro) bedeutet dies einen Rückgang in Höhe von 1,9 Prozent. Während von Januar bis Mai 2019 das Vorjahresniveau noch gut gehalten werden konnte, kam es ab dem Frühsommer zu einem ausgeprägten Rückgang.
- Im langfristigen Vergleich lag der Umsatz immer noch über dem Durchschnitt der betrachten Jahre. Seit der Wirtschafts- und Finanzkrise lag der Umsatz lediglich 2011 (21,1 Milliarden Euro) und im Rekordjahr 2018 (21,3 Milliarden Euro) höher. Auch bei diesem Indikator sind bei Langfristvergleichen die mehrfachen statistischen Umgruppierungen von Unternehmen im Hinterkopf zu halten.
- Die Papierverarbeitende Industrie ist gegenwärtig mit einer deutlich gespaltenen Nachfragedynamik konfrontiert. Während die Inlandsumsätze im Durchschnitt des Jahres 2019 um 4,9 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahrsniveau lagen, schloss das Auslandsgeschäft mit einem Plus in Höhe von 6,1 Prozent ab. Dies lag vor allem an einem dynamischen Geschäft innerhalb des Euroraums. Im Euroraum stiegen die Umsätze um 6,8 Prozent, außerhalb des Euroraums um 4,8 Prozent. Damit kommt das Kundengeschäft im Euroraum auf einen Anteil am Auslandsumsatz von 70 Prozent. Auf das Kundengeschäft im sonstigen Ausland entfielen 30,2 Prozent des Auslandsumsatzes.
Monatlicher Umsatz je Beschäftigten derPapierverarbeitenden Industrie Deutschlands
- Der Umsatz je Mitarbeiter hat in der deutschen Papierverarbeitenden Industrie leicht nachgelassen. Im Durchschnitt 2019 belief sich diese Leistungsgröße monatlich auf 20.445 Euro. Das Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums wurde dabei um 0,2 Prozent unterschritten. Da die Erzeugerpreise der Branche im Jahresdurchschnitt um 1,0 Prozent deutlich über dem Vorjahreswert notierten, sind die preisbereinigten Umsätze je Mitarbeiter in der Papierverarbeitenden Industrie mit 1,2 Prozent sogar noch stärker zurückgegangen.
- Der rückläufige Umsatz je Beschäftigten ergibt sich daraus, dass die Umsätze im Jahr 2019 mit einem Minus von 1,9 Prozent etwas stärker nachgaben als die Anzahl der Beschäftigten mit einem Minus von 1,7 Prozent.
- Trotz des leichten Rückgangs wurde im langfristigen Vergleich der dritthöchste Umsatz pro Kopf erzielt. Einen höheren Pro-Kopf-Umsatz gab es lediglich 2011 und 2018.
Entwicklung der Produktion in der Papierverarbeitenden Industrie Deutschlands
- Die Papierverarbeitende Industrie konnte sich der industriellen Rezession in Deutschland nicht entziehen. Gleichwohl wurde sie bislang nicht so stark getroffen wie die Industrie insgesamt: Während die Produktion des gesamten Verarbeitenden Gewerbes 2019 um 4,6 Prozent unter dem Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums lag, war in der Papierverarbeitenden Industrie gleichzeitig ein Rückgang in Höhe von 0,8 Prozent zu verzeichnen.
- Damit hat sich der vor zwei Jahren eingesetzte moderate Erholungsprozess der Branche in diesem Jahr nicht weiter fortgesetzt. In den Jahren 2017 und 2018 konnte die Papierverarbeitende Industrie erstmals seit mehreren Jahren wieder Zuwächse bei ihrer Produktion verbuchen. Zuvor war im Zeitraum 2011 bis 2016 ein durchgehender Rückgang eingetreten. Im Vergleich zum Jahr 2011 (in diesem Jahr erreichte der Produktionsindex mit 107,0 einen Höchstwert) lag die Produktion zuletzt um 6,3 Prozent niedriger.
- Der Rückgang der nominalen Umsätze fiel 2019 mit einem Minus von 1,9 Prozent größer aus als der Rückgang bei der Produktion mit einem Minus von 0,8 Prozent. Aufgrund der leicht gestiegenen Erzeugerpreise sind die realen Umsätze stärker gesunken als die nominalen.
Preisentwicklung
- Die Erzeugerpreise der gesamten Industrie (ohne Energiegüter) lagen im Durchschnitt des Jahres 2019 um 0,8 Prozent über dem entsprechenden Vorjahresniveau. Damit hat sich die Phase ansteigender industrieller Erzeugerpreise trotz nachlassender Konjunktur und einer im Laufe des Jahres 2019 abgesunkenen Kapazitätsauslastung im dritten Jahr (seit 2017) fortgesetzt, wenngleich in abgeschwächter Form.
- In der Papierverarbeitenden Industrie war die Entwicklung ähnlich. Dort stiegen die Erzeugerpreise seit dem Jahr 2016 an. Im Jahr 2019 betrug der Preisanstieg im Durchschnitt 1,0 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 3,3 Prozent. Auch hier deckelt die schwache Konjunktur die Preisspielräume.
- Im Gegensatz zur gesamten Industrie und zur Papierverarbeitenden Industrie waren die Preise in der Papiererzeugenden Industrie im Jahr 2019 rückläufig. Hier sank der Erzeugerpreisindex um 2,9 Prozent. Insgesamt weist diese Branche aufgrund der höheren Energie- und Rohstoffintensität und der schwankenden Energie- und Rohstoffpreise deutlich höhere Preisschwankungen auf. Sowohl im Aufschwung als auch im Abschwung sind die Preisanpassungen in der Papiererzeugenden Industrie erheblich stärker ausgeprägt.
Entwicklung von Produktivität und Lohnstückkosten in der Papierverarbeitenden Industrie
- Im Jahr 2019 sind die Lohnstückkosten gegenüber dem Vorjahr um 1,3 Prozent gestiegen. Damit haben sich die Lohnstückkosten das achte Jahr in Folge klar erhöht. In fast allen Jahren lag die Veränderungsrate zwischen gut 2 und gut 3 Prozent. Immerhin fiel die Anstiegsdynamik in diesem Jahr wie auch im Jahr 2017 mit 1,3 Prozent beziehungsweise 1,4 Prozent gedämpfter aus.
- Die Produktivität je Beschäftigten hat sich im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr kaum verändert (minimaler Rückgang um 0,1 Prozent). Damit hat es in der Papierverarbeitenden Industrie seit 2012 je Beschäftigten gerechnet keine nennenswerten Produktivitätsanstiege mehr gegeben. In sechs dieser acht Jahre gab es klare Rückgänge; lediglich in den Jahren 2017 und 2019 stagnierte die Produktivität je Beschäftigten.
- Auf die Stunde gerechnet sank die Produktivität im Jahr 2019 klar (Rückgang um 1,1 Prozent). Wegen der im Trend leicht rückläufigen Arbeitszeit gab sie jedoch längerfristig weniger nach als die auf Basis der Beschäftigtenzahlen berechnete Produktivität: Auf Stundenbasis verschlechterte sie sich gegenüber dem Jahr 2011 um knapp 6 Prozent, je Beschäftigten gerechnet sogar um gut 8 Prozent.
- In den letzten acht Jahren haben sich die Lohnstückkostenanstiege bedenklich aufsummiert: Im Jahr 2019 lag das Lohnstückkostenniveau in der Papierverarbeitenden Industrie um mehr als 22 Prozent und damit um über ein Fünftel höher als noch im Jahr 2011.