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22.06.2021

Sozialpolitische Kerndaten - Juni 2021

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Vorbemerkung:

Die weltweite Corona-Pandemie hat die Branchenentwicklung in der Papierverarbeitenden Industrie auch im 1. Quartal 2021 beeinflusst. Der Umsatz lag unter dem Umsatz im entsprechenden Vorjahresquartal. Bei der Preisentwicklung setzte sich die Trendwende hingegen fort. Der Erzeugerpreisindex hat im 1. Quartal 2021 fast wieder das Niveau des 1. Quartals 2020 erreicht. Die Produktivität ist nach wie rückläufig.

1. Anzahl der Betriebe

 

  • Die Corona-Pandemie beeinträchtigt auch zu Beginn des Jahres 2021 die wirtschaftliche Entwicklung. Nachdem die deutsche Wirtschaft im letzten Jahr trotz eines Aufschwungs in der zweiten Jahreshälfte (+8,7 % im 3. Quartal und +0,5 % im 4. Quartal) um 4,8 Prozent geschrumpft war, führte die Corona-Krise zum Jahresbeginn 2021 zu einem erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) war die Wirtschaftsleistung gegenüber dem 4. Quartal 2019, dem Quartal vor Beginn der Corona-Krise, 5,0 Prozent Verglichen mit dem 4. Quartal 2020 schrumpfte die deutsche Volkswirtschaft im 1. Quartal 2021 um 1,8 Prozent.
  • Besonders deutlich machten sich die anhaltenden und teilweise verschärften Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zum Jahresbeginn bei den privaten Konsumausgaben bemerkbar: Diese waren im 1. Quartal 2021 preis-, saison- und kalenderbereinigt 5,4 Prozent niedriger als im 4. Quartal 2020. Der Handel mit dem Ausland nahm zum Jahresbeginn zu. Die Importe von Waren und Dienstleistungen stiegen im 1. Quartal 2021 mit 3,8 Prozent (preis-, saison- und kalenderbereinigt) aber deutlich stärker als die Exporte (+1,8 %).
  • In der Papierverarbeitenden Industrie gab es im 1. Quartal 2021 insgesamt 467 Betriebe mit mindestens 50 Beschäftigten. Der seit 2009 beobachtbare Abwärtstrend bestätigt sich auch beim Blick auf die fachlichen Betriebsteile. Diese gingen von 620 im Jahr 2009 auf 547 im Jahr 2020 und 533 im 1. Quartal 2021 zurück.

 

2. Entwicklung der Anzahl der Beschäftigten

 

  • Die konjunkturelle Abschwächung hat sich negativ auf die Beschäftigungsentwicklung in der Papierverarbeitenden Industrie ausgewirkt. Im Durchschnitt des 1. Quartals 2021 zählte die Branche 82.357 Beschäftigte. Im Vergleich zum Jahr 2020, in dem durchschnittlich 83.954 Personen beschäftigt waren, entspricht dies einem Beschäftigungsrückgang von 1,9 Prozent. Gegenüber dem Beschäftigungshöchststand im Jahr 2018 hat sich die Zahl der abhängig Beschäftigten um 4.331 vermindert. Das entspricht einem Rückgang von 5,0 Prozent
  • Ein Blick auf die Beschäftigungsentwicklung im Jahresverlauf 2020 spiegelt die konjunkturellen Wechsellagen wider, die durch den Lockdown im zweiten Quartal und dem Nachholprozess im dritten Quartal bestimmt wurden. Die Beschäftigung lag im dritten Quartal um 0,2 Prozent über dem Niveau des krisengeschüttelten zweiten Quartals. Im letzten Quartal 2020 ging die Beschäftigung im Vergleich zum dritten Quartal wieder leicht um 0,1 Prozent zurück.
  • Im Vergleich zum Jahr 2010, dem ersten Aufschwungsjahr nach der Wirtschafts- und Finanzkrise, hat das Beschäftigungsniveau leicht nachgegeben. 2010 waren im Jahresdurchschnitt noch 83.659 Arbeitnehmer beschäftigt. Dabei ging einem kurzen dynamischen Aufschwung in den Jahren 2017 und 2018 eine Phase der Seitwärtsbewegung voraus (2010 bis 2016), der eine Phase des Beschäftigungsabbaus folgte.

3. Bruttoentgelte je Arbeitnehmer

 

  • Der monatliche Bruttolohn beziehungsweise das monatliche Bruttogehalt je Mitarbeiter belief sich in der Papierverarbeitenden Industrie im ersten Quartal 2021 auf 3.466 Euro. Da im ersten Quartal üblicherweise kaum Sonderzahlungen geleistet werden, liegt dieser Wert unter dem Durchschnitt des Jahres 2020. Gegenüber dem Vorjahresquartal ergibt sich ein Anstieg von 58 Euro oder 1,7 Prozent.
  • Im vierten Quartal 2020 fiel der Anstieg gegenüber dem Vorjahresquartal mit 2,2 Prozent etwas höher aus. Insgesamt zeigt sich, dass die Beschäftigten der Papierverarbeitenden Industrie während der Corona-Pandemie in keinem Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal Gehaltseinbußen hinnehmen mussten.
  • Da die geleistete Arbeitszeit je Mitarbeiter im ersten Quartal 2021 etwas höher ausfiel als im ersten Vierteljahr 2020, fiel der Anstieg der Bruttoentgelte je geleistete Stunde mit 1,1 Prozent etwas schwächer aus als je Mitarbeiter.
  • Auch im ersten Quartal 2021 sind die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresquartal nur moderat um 1,4 Prozent gestiegen. Daraus ergab sich je Arbeitnehmer ein geringfügiger Reallohnzuwachs von 0,3 Prozent.

 

4. Tariflohnentwicklung

 

 

  • Im April 2021 haben sich die Tarifvertragsparteien in der Papierverarbeitenden Industrie in der sechsten Verhandlungsrunde auf einen neuen Entgelttarifvertrag verständigen können. Nachdem ver.di mit einer Entgeltforderung von 4,8 Prozent für ein Jahr in die Verhandlungen gegangen war und die Arbeitgeber bereits in der ersten Runde Entgeltsteigerungen von 2,1 Prozent in zwei Stufen (1,1 Prozent ab Oktober 2020, weitere 1,0 Prozent ab Februar 2022) bei einer Laufzeit von 24 Monaten angeboten hatten, einigte man sich auf einen neuen Tarifvertrag mit zweijähriger Laufzeit bis zum 31. Januar 2023. Der Tarifvertrag ist ein reiner Entgeltabschluss, der eine zweistufige Erhöhung der Entgelte vorsieht. Ab Mai 2021 steigen die Entgelte um 1,5 Prozent, ab Mai 2022 folgt eine weitere Anhebung um 2,4 Prozent.
  • Nachdem sich laut Berechnungen der Deutschen Bundesbank für 2020 je Stunde gerechnet eine Kostenbelastung von 2,8 Prozent ergab, fällt die Belastung im Jahr 2021 mit 1,4 Prozent nur halb so hoch aus. Im Jahr 2022 wird die kalenderjährliche Belastung bei 2,0 Prozent liegen, da die Erhöhung von 2,4 Prozent erst im Mai fällig ist.
  • Preisbereinigt stiegen die Tariflöhne je Stunde in der Papierverarbeitenden Industrie im Jahr 2020 um 2,3 Prozent. Dadurch hat sich die Kaufkraft der Arbeitnehmer spürbar erhöht. Im laufenden Jahr hat die Inflationsrate angezogen. Im Jahresdurchschnitt könnte sie über dem prozentualen Abschluss liegen.

 

5. Exportquote

 

  • Die Auslandsmärkte haben für die deutsche Papierverarbeitende Industrie bereits im Jahr 2019 wieder etwas an Bedeutung gewonnen. Die Exportquote, also der Anteil der Auslandsumsätze am Gesamtumsatz, stieg von knapp 27 Prozent im Jahr 2018 auf gut 29 Prozent 2019. Nachdem sich dieser Anteil im Jahr 2020 nur um 0,1 Prozentpunkte erhöht hat, stieg er im Durchschnitt des 1. Quartals 2021 im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2020 spürbar um 0,9 Prozentpunkte auf 30,1 Prozent an.
  • Im Durchschnitt lag der Branchenumsatz im 1. Quartal 2021 bei 1,7 Milliarden Euro je Monat, wobei die Tendenz deutlich aufwärtsgerichtet war. Nach knapp 1,6 Milliarden Euro im Januar 2021 wurde im März ein Umsatz von 1,9 Milliarden Euro erreicht. Im kaum von der Corona-Pandemie beeinträchtigten 1. Quartal 2020 lag der Quartalsumsatz mit durchschnittlich 1,8 Milliarden Euro noch etwas höher. Im Vergleich der Quartale zeigt sich ein Rückgang von 3,6 Prozent.
  • Ein Blick auf die langfristige Entwicklung der Exportquote zeigt, dass der Anteil der Auslandsgeschäfte im Durchschnitt der Branche zwischen 2005 und 2007 noch von 26,8 auf 29,9 Prozent zunahm. Danach blieb dieser Anteil lange Zeit stabil, bevor ab 2014 ein Rückgang des Auslandsgeschäftsanteils einsetzte. Diese Abwärtsbewegung hat sich inzwischen aber wieder umgekehrt.

 

6. Umsatz

 

  • Im 1. Quartal 2021 lag der Gesamtumsatz in der Papierverarbeitenden Industrie bei 5,1 Milliarden Euro. Gegenüber dem Umsatz des gleichen Vorjahresquartals (5,3 Milliarden Euro) ergab sich ein Minus von 0,2 Milliarden Euro. Der Inlandsumsatz belief sich im 1. Quartal 2021 auf 3,6 Milliarden Euro und der Auslandsumsatz auf 1,5 Milliarden Euro. Im Vergleich zum 1. Quartal 2020 lag der Anteil der Inlandsumsätze am Gesamtumsatz im 1. Quartal 2021 etwas höher (2020: 71,3 und 2021: 69,9 Prozent).
  • Im langfristigen Vergleich lag der Umsatz zuletzt nur noch auf dem Niveau von 2010, dem ersten Jahr nach der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009. Trotz eines Zwischenhochs stagnierte die Papierverarbeitende Industrie während der letzten Dekade.
  • Die Papierverarbeitende Industrie litt im Jahr 2020 unter einer Nachfrageschwäche aus dem In- und Ausland. Beim Auslandsgeschäft gingen die Umsätze vor allem im Handel mit Ländern außerhalb der Eurozone zurück. Im 1. Quartal 2021 zog jedoch das Auslandsgeschäft spürbar an. Das gilt auch für das Geschäft mit dem Ausland außerhalb der Eurozone. Dort legten die Umsätze zwischen Januar und März 2021 von 1,4 Milliarden auf 1,9 Milliarden Euro zu. Der Umsatz im Auslandsgeschäft mit den Ländern der Eurozone stieg von 3,2 auf 3,7 Milliarden Euro.

 

7. Monatlicher Umsatz je Beschäftigten

 

  • In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres lag der Umsatz je Mitarbeiter in der deutschen Papierverarbeitenden Industrie bei durchschnittlich 20.801 Euro. Das Niveau lag damit 1,1 Prozent unter dem Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Auswirkungen der Pandemie Anfang 2020 noch gering waren.
  • Da der erste Quartalswert 2021 über dem durch die Pandemie gedrückten Jahresdurchschnitt 2020 liegt, dürfte der Umsatz je Beschäftigten im weiteren Jahresverlauf wieder über dem des Vorjahres liegen. Der 2020 beobachtbare rückläufige Umsatz je Beschäftigten setzt sich aus einem Umsatzrückgang von nominal 3,6 Prozent und einem Minus bei der Anzahl der Beschäftigten von 1,4 Prozent zusammen. Dem Umsatzrückgang stand also kein entsprechender Rückgang bei der Beschäftigung gegenüber. Die Unternehmen haben offenbar versucht, ihre Beschäftigten auch während der verschlechterten Wirtschaftslage zu halten.
  • Im langfristigen Vergleich ab 2011 schwankt der Pro-Kopf-Umsatz kaum. Nach 2011 setzte eine leichte Abwärtstendenz ein, die durch den kräftigen Branchenaufschwung 2017 und 2018 beendet wurde.

 

8. Entwicklung der Produktion

 

  • Obwohl im ersten Quartal 2021 ein vergleichsweiser strenger Lockdown herrschte, konnte die Papierverarbeitende Industrie – wie auch das Verarbeitende Gewerbe insgesamt – ihr Produktionsniveau im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2020 erhöhen. Im ersten Quartal 2021 lag der Produktionsindex mit 100,0 damit genau auf Höhe des Basisjahres 2015 und übertraf den Jahresdurchschnitt 2020 um 1,8 Prozentpunkte. Damit setzt sich die seit 2014 zu erkennende Seitwärtsbewegung der Produktion, die im Jahr 2020 durch den Produktionseinbruch im zweiten Quartal mit einem deutlichen Rückgang unterbrochen wurde, anscheinend fort.
  • Schaut man auf die kalender- und saisonbereinigten Werte, zeigt sich, dass der Produktionsindex im ersten Quartal 2021 mit 98,8 gegenüber dem Vorquartal unverändert geblieben ist. Gegenüber dem zweiten Quartal 2020, dem Corona bedingten Tiefpunkt der vergangenen Dekade, hat er sich um 4,1 Prozentpunkte erholt.
  • Im langfristigen Vergleich liegt die Produktion um 7 Prozentpunkte unter dem Niveau des Jahres 2011. Damals erreichte der Produktionsindex im Jahresdurchschnitt den Wert von 107,0 und markiert damit den Rekordwert seit der Jahrhundertwende. Gleichzeitig endete in jenem Jahr eine 2002 begonnene Phase kontinuierlicher Produktionssteigerungen, die nur durch die globale Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2009 unterbrochen wurde.

 

9. Preisentwicklung

 

  • In der Papierverarbeitenden Industrie gaben die Erzeugerpreise 2020 im Jahresdurchschnitt nach. Gemessen am Erzeugerpreisindex (2015=100) lagen sie um 1,7 Prozentpunkte unter dem entsprechenden Vorjahreswert. In der Industrie insgesamt stagnierten die Erzeugerpreise. Damit koppelte sich die Branche vom gesamtindustriellen Preistrend ab. Dies war zuletzt 2017 der Fall. Damals stagnierten die Erzeugerpreise in der Papierverarbeitung, während sie in der Industrie insgesamt stiegen.
  • Im 1. Quartal 2021 sind die Erzeugerpreise in der Papierverarbeitenden Industrie wieder gestiegen. Lag der Index der Erzeugerpreise (Basisjahr 2015=100) im Jahresdurchschnitt 2020 noch bei 103,7, ergab sich im 1. Quartal ein Indexwert von 104,0. Im 1. Quartal 2020 lag der Indexwert allerdings noch bei 104,2. Durch die im Zuge der erfolgreichen Bewältigung der Pandemie anziehende Konjunktur dürfte der Preisindex im weiteren Jahresverlauf wieder über dem Niveau von 2020 liegen.
  • In der Papiererzeugenden Industrie lag der Erzeugerpreisindex im 1. Quartal 2021 bei 100,5, verglichen mit 99,9 im Jahresdurchschnitt 2020 und 101,7 im 1. Quartal 2020. Auch hier scheint sich der Preisauftrieb im Zuge der konjunkturellen Belebung zu beschleunigen.

 

10. Entwicklung von Produktivität und Lohnstückkosten

 

  • Im ersten Quartal 2021 hat sich der Anstieg der Lohnstückkosten weiter fortgesetzt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal war die Anstiegsdynamik mit 2 Prozent aber schwächer als in den letzten drei Jahren. Sollten die Lohnstückkosten auch im restlichen Jahr 2021 ansteigen, wäre dies das elfte Anstiegsjahr in Folge. Bleibt es auch im Jahresdurchschnitt bei einem Anstieg von 2 Prozent lägen dann die Lohnstückkosten 2021 mit einem Zuwachs von 32 Prozent um fast ein Drittel höher als im Jahr 2010.
  • Spiegelbildlich zum Anstieg der Lohnstückkosten setzt sich auch die Talfahrt bei der Produktivität je Beschäftigten fort. Im ersten Vierteljahr 2021 fiel der Rückgang gegenüber dem Vorjahresquartal mit 0,3 Prozent kalender- und saisonbereinigt allerdings etwas schwächer aus.
  • Die Arbeitszeit je Beschäftigten war im ersten Quartal 2021 um einige Stunden länger als im ersten Vierteljahr 2020, obwohl kalendarisch 2021 weniger Stunden zur Verfügung standen als 2020. Denn durch den Wegfall des Schalttags gab es 2021 einen Arbeitstag weniger als 2020. Die Produktivität je Stunde sank daher deutlich stärker als die kalender- und saisonbereinigte Produktivität je Beschäftigtem und zwar um 1,9 Prozent.

 

 

 

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