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08.08.2023

Sozialpolitische Kerndaten - Juni 2023

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Einleitung:

Aufgrund von Schwerpunktverlagerungen wurden ab Januar 2023 erneut Betriebe innerhalb der Wirtschaftszweige (Abteilung, Gruppe, Klasse der WZ 2008) neu zugeordnet. Nennenswerte Abweichungen von mehr als 2 Prozent bei den Beschäftigten (minus 2,6 Prozent) oder beim Umsatz (minus 0,9 Prozent) gab es allein in der WZ-Gruppe 17.22 (Herstellung von Haushalts-, Hygiene- und Toilettenartikeln aus Zellstoff, Papier und Pappe). Insgesamt bleiben die Auswirkungen der neuen Zuordnung überschaubar. Dennoch ergeben sich bei den Daten für Betriebe in den Wirtschaftszweigen gewisse Veränderungen, die bei einem durchgehenden Zeitvergleich zu berücksichtigen sind. Dies gilt vor allem für den intertemporalen Vergleich der Beschäftigung und des Umsatzes.

1. Anzahl der Betriebe

  • Die deutsche Volkswirtschaft ist in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen geschrumpft und befindet sich damit in einer Rezession. Im vierten Quartal 2022 schrumpfte die deutsche Volkswirtschaft nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom 25. Mai 2023 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,5 Prozent und im ersten Quartal 2023 um 0,3 Prozent. Für das Gesamtjahr 2022 wurde das Wachstum auf 1,9 Prozent beziffert.
  • Die weitere Konjunkturentwicklung wird eher skeptisch beurteilt. Der Sachverständigenrat erwartet für 2023 ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent, die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute gingen zuletzt von 0,3 Prozent aus. Die Zahl der Kurzarbeiter ist laut ifo-Institut auf 144.000 gestiegen, spielt laut ifo in der aktuellen wirtschaftlichen Schwächephase aber keine bedeutende Rolle.
  • In der Papierverarbeitenden Industrie gab es im Jahr 2022 insgesamt 465 Betriebe mit mindestens 50 Beschäftigten. Im ersten Quartal 2023 waren es drei Betriebe weniger.

2. Entwicklung der Anzahl der Beschäftigten

  • Die Anzahl der Beschäftigten in der Papierverarbeitenden Industrie ist seit dem Höchststand von 2018 kontinuierlich rückläufig. Waren im Durchschnitt des Jahres 2021 noch 82.498 Personen beschäftigt, waren es im Jahr 2022 mit 82.085 etwas weniger Personen. Im ersten Quartal 2023 belief sich der Durchschnittswert auf 81.452.
  • Der Blick auf die Beschäftigungswerte nach Quartalen zeigt ebenfalls eine rückläufige Entwicklung an. Seit dem vierten Quartal 2021, in dem noch 82.656 Personen beschäftigt waren, ist ein nahezu stetiger Beschäftigungsrückgang zu beobachten. Dieser Negativtrend wurde lediglich im vierten Quartal 2022 unterbrochen.
  • Derzeit liegt die Anzahl der Beschäftigten auf dem geringsten Niveau seit 2005. In den Jahren des Aufschwungs nach der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 entwickelte sich die Anzahl der Beschäftigten relativ konstant, bevor es 2017 und 2018 zu einem dynamischen, aber nur vorübergehenden Aufschwung kam.

3. Bruttoentgelte je Arbeitnehmer

  • Das monatliche Bruttoentgelt je Beschäftigten belief sich in der Papierverarbeitenden Industrie im ersten Quartal 2023 auf 3.750 Euro. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal bedeutet dies einen Anstieg von rund 176 Euro.
  • Im langfristigen Vergleich fällt die aktuelle Bruttolohnerhöhung der Papierverarbeitenden Industrie überdurchschnittlich aus. Während die Bruttolöhne je Beschäftigten zwischen 2010 und 2022 im Durchschnitt um 1,9 Prozent pro Jahr stiegen, nahmen sie 2021 bereits um 2,8 Prozent zu. Der Lohnanstieg hat sich im Jahr 2022 auf 4,9 Prozent beschleunigt. Je Stunde gerechnet fiel der Anstieg des Bruttolohns im Jahr 2022 mit 5,7 Prozent aufgrund der von den Beschäftigten weniger geleisteten Arbeitsstunden noch höher aus als je Beschäftigten gerechnet. Auch im ersten Quartal 2023 fiel der Anstieg gegenüber dem ersten Vierteljahr 2022 mit 5,9 Prozent stärker aus als je Beschäftigten gerechnet.
  • Die Verbraucherpreise lagen im Jahr 2022 im Durchschnitt um 6,9 Prozent höher als 2021. Im ersten Quartal 2023 zogen sie gegenüber dem Vorjahresquartal sogar um 8,2 Prozent an. Haupttreiber der Inflation waren zunächst die Energiepreise. Dadurch wurden Einkommen von Deutschland auf die Energieförderländer umverteilt. Der damit verbundene Kaufkraftverlust der Bevölkerung kann durch die Lohnpolitik nicht vollständig ausgeglichen werden. Mittlerweile ist der stärkste Preisauftrieb bei den Lebensmitteln zu beobachten.

4. Tariflohnentwicklung

  • Im April 2023 haben sich der Hauptverband Papier- und Kunststoffverarbeitung und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di auf einen neuen Entgelttarifvertrag für die Papierverarbeitende Industrie verständigt. Insgesamt werden die Entgelte um 8,6 Prozent erhöht. Außerdem gewähren die Arbeitgeber eine Inflationsausgleichprämie in Höhe von 2.000 Euro. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 24 Monate.
  • Im Einzelnen sieht der neue Abschluss vor, dass die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen in mehreren Stufen angehoben werden. Zum 1. September 2023 gibt es eine erste Erhöhung von 5,1 Prozent, der zwei weitere Erhöhungen um 2,1 Prozent zum 1. August und um 1,4 Prozent zum 1. Dezember 2024 folgen. Die Inflationsausgleichsprämie wird in zwei Schritten von jeweils 1.000 Euro ausgezahlt. Die erste Tranche wird im Mai 2023 und die zweite im März 2024 fällig. Auszubildende erhalten jeweils die Hälfte des Betrags.
  • Nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank ergab sich für die Papierverarbeitende Industrie kalenderjährlich und je Stunde gerechnet im Jahr 2022 eine Kostenbelastung von 2,12 Prozent. Im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt lag die Belastung bei 2,64 Prozent.

5. Exportquote

  • Im Durchschnitt lag der Auslandsumsatz im ersten Quartal des Jahres 2023 bei 623 Millionen Euro je Monat. Damit wurde der Mittelwert des Vorjahresquartals, der bei 592 Millionen Euro lag, um gut 5 Prozent übertroffen. Der Auslandsumsatz der Papierverarbeitenden Industrie war bereits im Laufe des Jahres 2022 deutlich gestiegen und erreichte im dritten Quartal 2022 mit 643 Millionen Euro seinen bisherigen Höchststand. Im vierten Quartal 2022 lag der monatliche Auslandsumsatz im Durchschnitt bei 623 Millionen Euro und damit genauso hoch wie im ersten Quartal 2023.
  • In relativer Betrachtung haben die Auslandsmärkte für die deutsche Papierverarbeitende Industrie im ersten Quartal mit einer Exportquote von 28,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr ihre Bedeutung knapp gehalten – seit 2019 pendelt die Exportquote der Papierverarbeitenden Industrie um die 29 Prozent.
  • Ein Blick auf die langfristige Entwicklung der Exportquote zeigt, dass der Anteil der Auslandsgeschäfte im Durchschnitt der Branche zwischen 2005 und 2007 von 26,8 auf 29,9 Prozent zunahm. Danach blieb dieser Anteil lange Zeit stabil und kletterte dann bis 2013 auf den Höchstwert von 30,6 Prozent, bevor ab 2014 ein Rückgang des Auslandsgeschäftsanteils einsetzte, der bis 2018 andauerte (Exportquote 26,9 Prozent). Der aktuelle Durchschnittswert des ersten Quartals 2023 und damit auch die Exportquoten der Jahre 2019 bis 2022 liegen ungefähr in der Mitte dieser Extremwerte.

6. Umsatz

  • Im ersten Quartal 2023 lag der Gesamtumsatz in der Papierverarbeitenden Industrie bei rund 6,18 Milliarden Euro. Gegenüber dem Umsatz des gleichen Vorjahreszeitraums, der bei 6,48 Milliarden Euro lag, ergab sich ein Minus von 0,31 Milliarden Euro. Dabei belief sich der Inlandsumsatz auf 4,4 Milliarden Euro und der Auslandsumsatz auf 1,78 Milliarden Euro. Damit lagen beide Werte unter ihrem jeweiligen Vorjahresniveau. Der Anteil der Inlandsumsätze am Gesamtumsatz lag im ersten Quartal bei 71 Prozent. Diese Quote ergab sich auch im ersten Quartal 2022.
  • Der Umsatz setzt sich aus Preis mal produzierte Menge zusammen. Lange Zeit stiegen die Umsätze nominal, während sie preisbereinigt sanken. In dieser Zeit konnte der Preisauftrieb die rückläufige Produktion noch überkompensieren. Diese Entwicklung hat sich im ersten Quartal 2023 nicht mehr fortgesetzt. Nun schlägt die schwache Konjunktur auch auf die Umsatzentwicklung durch.
  • Durch die starken Preissteigerungen stieg der Umsatz im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr von 21,84 Milliarden Euro auf 25,53 Milliarden an. Damit erreichte der Umsatz im langfristigen Vergleich ein Allzeithoch.

7. Monatlicher Umsatz je Beschäftigten

  • Aufgrund der rückläufigen Beschäftigung stieg der Umsatz je Beschäftigten in der deutschen Papierverarbeitenden Industrie im ersten Quartal 2023 gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal an. Während der Pro-Kopf-Umsatz vor einem Jahr noch bei 25.050 Euro lag, waren es zuletzt 26.520 Euro. Das entspricht einem Anstieg vom fast 6 Prozent.
  • In der positiven Pro-Kopf-Umsatzentwicklung spiegelt sich neben den steigenden Erzeugerpreisen auch wider, dass die Beschäftigung im Jahr 2022 und im ersten Quartal 2023 leicht rückläufig war.
  • Im langfristigen Vergleich ab 2011 blieb der Pro-Kopf-Umsatz lange Zeit recht stabil. Zunächst setzte nach 2011 für einige Jahre eine leichte Abwärtstendenz ein, die erst durch den kräftigen Branchenaufschwung der Jahre 2017 und 2018 beendet wurde. Nach einem neuerlichen Rückgang in den Jahren 2019 und 2020 kam es 2021 zu einem kräftigen Anstieg. Diese positive Trendwende beruhte aber schon damals auf einem starken Anstieg der Erzeugerpreise – eine Entwicklung, die sich 2022 deutlich verstärkt hat. Im letzten Jahr stieg der nominale Pro-Kopf-Umsatz um 17,5 Prozent.

8. Entwicklung der Produktion

  • Obwohl in den ersten vier Monaten des Jahres 2021 für die Bevölkerung ein strenger Lockdown herrschte, nahm die Produktion in der Papierverarbeitenden Industrie im Jahr 2021 (Originalwerte) um 3,0 Prozent zu. Dadurch wurden die Produktionsrückgänge von 0,7 Prozent im Jahr 2019 und 2,1 Prozent im Jahr 2020 (dem ersten Jahr der Corona-Pandemie) kompensiert. Im Jahr 2022 ging der Produktionsindex (unbereinigt) allerdings wieder deutlich um 3,9 Prozent zurück und fiel damit sogar unter das Niveau des Jahres 2020. Dieser Rückgang setzte sich im ersten Quartal 2023 ungebremst fort – der Produktionsindex sank unbereinigt auf nur noch 95,1.
  • Schaut man auf die kalender- und saisonbereinigten Werte (in der Grafik nicht dargestellt), zeigt sich, dass der Produktionsanstieg nach dem Tiefpunkt im zweiten Quartal 2020 (Index 94,6) bis zum dritten Quartal 2021 anhielt. Damals kletterte der Index bis auf einem Wert von 101,7. Seitdem geht es aber wieder bergab. Im ersten Quartal 2023 lag der Produktionsindex kalender- und saisonbereinigt nur noch bei 91,7. Zwar fiel der Rückgang gegenüber dem Vorquartal mit 0,3 Prozent nur noch leicht aus, aber verglichen mit dem Jahresdurchschnitt 2022 war die Produktion in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 um 5,1 Prozent niedriger. Gegenüber dem Vorjahresquartal betrug der Rückgang sogar 8,2 Prozent. Damit zeigt sich bei den kalender- und saisonbereinigten Werten ein noch deutlich stärkerer Rückgang als bei den unbereinigten Werten.

9. Preisentwicklung

  • Ab dem zweiten Halbjahr 2021 stiegen die Preise in der Papierverarbeitenden Industrie stark an. Diese Entwicklung setzte sich im Jahr 2022 beschleunigt bis zum Oktober 2022 fort. Seitdem schwankt das Erzeugerpreisniveau in einem schmalen Band mit Indexwerten zwischen 141 und 143. Im Durchschnitt des ersten Quartals 2023 lagen die Erzeugerpreise bei 142,5. Das entspricht einem Anstieg von 6,8 Prozent gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2022.
  • In der langfristigen Betrachtung verliefen die Preise für den Gesamtindex der gewerblichen Produkte ohne Energie und den Erzeugnissen der Papierverarbeitung bis 2021 annähernd parallel. Seit 2022 legten die Preise für die Erzeugnisse der Papierverarbeitung aber überdurchschnittlich stark zu. Im Durchschnitt des ersten Quartals 2023 lag der Gesamtindex der gewerblichen Produkte ohne Energie bei 132,5.
  • In der Papiererzeugenden Industrie war die Preisdynamik im Jahr 2022 noch deutlich höher als bei der Papierverarbeitung. Im Jahresdurchschnitt 2022 stieg der Preisindex auf 161,4 und lag somit 44 Prozent über dem Jahresdurchschnitt des Vorjahres. Damit war die Preissteigerungsrate fast doppelt so hoch wie bei der Papierverarbeitung, wo sie in diesem Zeitraum 22,6 Prozent betrug. Gegenüber dem Höchststand im Oktober 2022 – der Preisindex lag damals bei 173,9 – haben die Preise in der Papiererzeugung aber inzwischen wieder deutlich nachgegeben. Im März 2023 lag der Preisindex noch bei 156,3. Für den Durchschnitt des ersten Quartals 2023 ergibt sich ein Index von 161,1. Dies entspricht fast genau dem Durchschnitt des Jahres 2022.

10. Entwicklung von Produktivität und Lohnstückkosten

  • Im Jahr 2022 stiegen die Lohnstückkosten gegenüber dem Vorjahr um 5,8 Prozent. Dieser Anstieg markierte einen Rekordwert im Beobachtungszeitraum seit 2005 und war sogar deutlich stärker als der Anstieg von 2008 auf 2009, als die globale Wirtschafts- und Finanzkrise ihren Höhepunkt erreichte. Im ersten Quartal 2023 wurde dieser Rekordwert pulverisiert. Die Lohnstückkosten schossen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 13,9 Prozent empor.
  • Die Produktivität je Beschäftigten ging im ersten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahresquartal um 7,8 Prozent zurück. Auch dieser Wert markiert mit großem Abstand einen Rekordrückgang im Untersuchungszeitraum. Ursächlich für den Produktivitätsrückgang ist der Einbruch der Produktion um rund 8 Prozent, während der Beschäftigungsstand annähernd gehalten werden konnte.
  • Trotz des deutlichen Anstiegs der Bruttomonatslöhne von 4,9 Prozent und der Bruttostundenentgelte von 5,9 Prozent, war der starke Rückgang der Produktivität der Haupttreiber des außerordentlich hohen Lohnstückkostenanstiegs im ersten Quartal 2023. Die durchschnittliche Arbeitszeit war im ersten Quartal 2023 kürzer als im Vorjahresquartal. Die Produktivität sank daher je Stunde schwächer als je Beschäftigten gerechnet. Dennoch fiel der Rückgang der Stundenproduktivität mit 6,3 Prozent sehr stark aus.

 

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