Branchendaten


01.06.2018

Hauptverband Papier- und Kunststoffverarbeitung (HPV) e.V., Institut der deutschen Wirtschaft Berlin / Köln, April 2018

Sozialpolitische Kerndaten der Papier und Kunststoffe verarbeitenden Industrie - Ausgabe April 2018

Vorbemerkung:

Aufgrund von Schwerpunktverlagerungen wurden ab Januar 2017 erneut Betriebe innerhalb der Wirtschaftszweige (Abteilung, Gruppe, Klasse der WZ 2008) neu zugeordnet. Bei den Daten für Betriebe ergeben sich hierdurch in den Wirtschaftszweigen gewisse Veränderungen, die einen durchgehenden Zeitvergleich einschränken. Dies gilt vor allem für den intertemporalen Vergleich der Beschäftigung und des Umsatzes.

Anzahl der Betriebe

  • Die deutsche Wirtschaft kam bislang trotz der schlechteren weltpolitischen Rahmenbedingungen nicht aus der Spur. Die protektionistische Tonart der US-Administration provoziert einen globalen Handelskonflikt. Gleichwohl zeigt die deutsche Wirtschaft eine hohe Widerstandskraft. Diese resultiert aus dem breiten binnenwirtschaftlich getragenen Aufschwung, der weiterhin anhalten dürfte. Vor allem der Konsum treibt infolge der guten Arbeitsmarktentwicklung die Konjunktur hierzulande gut an. Die insgesamt wieder freundliche Weltkonjunktur begünstigt auch das deutsche Exportgeschäft. Damit konnte die deutsche Wirtschaft im Jahr 2017 mit einem Zuwachs beim realen Bruttoinlandsprodukt von 2,2 Prozent stärker zulegen als zunächst erwartet. Auch für 2018 wird ein Wachstum von gut 2 Prozent prognostiziert. Dies setzt aber voraus, dass die Handelsstreitigkeiten nicht eskalieren.
  • Die wirtschaftliche Entwicklung im vergangenen Jahr war in erster Linie von der Industrie getragen. Ihre Wertschöpfung legte deutlich stärker zu als die Wirtschaftsleistung im Dienstleistungssektor und in der Bauwirtschaft. Vor allem das besser als erwartet anziehende Exportgeschäft hat die Industrieproduktion beflügelt. Diese stieg im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr an.
  • In der deutschen Papierverarbeitenden Industrie wurde mit Blick auf die Produktion im vergangenen Jahr eine Trendwende vollzogen. Nachdem dort die Produktion seit dem Jahr 2011 durchgehend rückläufig war, konnte 2017 wieder ein leichter Zuwachs in Höhe von 1,1 Prozent erreicht werden.

Entwicklung der Beschäftigten

  • In der deutschen Papierverarbeitenden Industrie waren im Jahresdurchschnitt 2017 insgesamt fast 85.500 Personen beschäftigt. Ein direkter Vergleich mit den Vorjahresergebnissen ist nicht möglich, weil es zum Jahresbeginn 2017 in der Statistik nochmals eine Schwerpunktverlagerung von Betrieben gab (siehe Vorbemerkung). Bereits zum Jahresbeginn 2015 erfolgte eine statistische Umbuchung von Betrieben, die ebenfalls eine direkte Vergleichbarkeit mit den Vorjahren einschränkt.
  • Wird dieser statistische Effekt außen vorgelassen, dann lag die Anzahl der Beschäftigten im Jahresdurchschnitt 2017 um 3,2 Prozent oder um 2.664 Personen über dem entsprechenden Vorjahreswert.
  • Innerhalb des Jahres 2017 gab es in der Branche insgesamt einen deutlichen Beschäftigungsaufbau – der von der statistischen Umstellung nicht beeinträchtigt ist. Im vierten Quartal 2017 übertraf die Anzahl der Beschäftigten das Niveau vom ersten Quartal 2017 um 1,1 Prozent oder um 900 Personen. Dabei war bis zum September ein durchgehender und noch kräftigerer Beschäftigungsaufbau zu verzeichnen. Danach ging die Beschäftigung bis Dezember 2017 wieder leicht zurück.

Bruttoentgelte je Arbeitnehmer

  • Der monatliche Bruttolohn beziehungsweise das monatliche Bruttogehalt je Mitarbeiter in der deutschen Papierverarbeitenden Industrie belief sich im Jahresdurchschnitt 2017 auf 3.360 Euro. Da es sich um den Gesamtjahreswert handelt, sind alle Sonderzahlungen – wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld – enthalten. Damit ist ein direkter Vergleich mit den Vorjahren möglich.
  • Ein direkter Vergleich mit den vorhergehenden Jahren ist außerdem möglich, da durch die statistischen Umstellungen in den letzten Jahren sowohl die Anzahl der Mitarbeiter als auch deren Einkommenssumme angepasst wurde. Somit zeigt sich für die Branche ein durchgehender Einkommensanstieg in der vergangenen Dekade.
  • Das durchschnittliche Einkommen je Mitarbeiter lag im vergangenen Jahr in nominaler Rechnung um 1,5 Prozent über dem Vorjahreswert. Das liegt deutlich unter dem Tariflohnanstieg, der für die Tarifbeschäftigten im Jahr 2017 je Stunde bei 2,1 Prozent lag (siehe Seite 4).
  • Nachdem in den vorhergehenden Jahren merkliche Anstiege der Realeinkommen zu beobachten waren, konnte dies im Jahr 2017 nur für die Tarifbeschäftigten erreicht werden. Die allgemeine Teuerung belief sich im letzten Jahr auf 1,8 Prozent. Diese höhere Inflationsrate im Jahr 2017 war zum Teil auf die deutlich angestiegenen Energiepreise zurückzuführen.

Tariflohnentwicklung

  • Im Januar 2017 hatten sich die Tarifparteien auf einen neuen Entgelt-Tarifvertrag mit einer Laufzeit von 24 Monaten (bis zum 31. Oktober 2018) geeinigt. Der Abschluss sah für die Monate November und Dezember 2016 keine Anhebung der Tabellenwerte vor (Nullmonate). Mit Wirkung vom 1. Januar 2017 wurden die Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 2,1 Prozent angehoben, am 1. April 2018 folgt eine weitere Anhebung um 2,1 Prozent. Die Laufzeit endet im Oktober 2018.
  • In der kalenderjährlichen Rechnung ergibt sich nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank für das Kalenderjahr 2017 eine Kostenbelastung von 2,1 Prozent (nach 2,0 Prozent für 2016). Dieser Anstieg entspricht der gesamtwirtschaftlichen Tariflohndynamik. Im Vergleich zu anderen Industriebranchen fiel die Tariflohndynamik jedoch verhalten aus. Deutlich geringer fielen die Steigerungen in der Druckindustrie (1,7 Prozent) aus. Die Ernährungsindustrie (Back-, Fleisch- und Zuckerindustrie, Milchverarbeitung und Herstellung von Bier) kam auf 2,0 Prozent, die Metall- und Elektro-Industrie auf 2,4, die Chemische Industrie auf 2,5 und die Textilindustrie auf 2,9.
  • Seit dem Jahr 2010 (Basisjahr) sind die Tarifentgelte in der Papierverarbeitenden Industrie bis einschließlich 2017 um insgesamt 18,2 Prozent gestiegen. Das entspricht einem jahresdurchschnittlichen Tariflohnwachstum in Höhe von 2,4 Prozent. Das sind 0,1 Prozentpunkte per anno mehr als im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt.

Exportquote

  • Die Umsatzstruktur der deutschen Papierverarbeitenden Industrie hat sich in den letzten Jahren wieder nachhaltig verändert. Nachdem über eine lange Zeit ein durchgehender Bedeutungsgewinn der Auslandsumsätze zu verzeichnen war, setzte offensichtlich nach dem Jahr 2013 eine Trendwende hin zu einer wieder ansteigenden Relevanz der Inlandsumsätze ein.
  • Im Jahresdurchschnitt 2017 belief sich die Exportquote der Branche auf 27,2 Prozent. Damit erreichte der Anteil der Auslandsumsätze am Gesamtumsatz den niedrigsten Wert nach dem Jahr 2005. Die Exportquote bewegte sich nach dem Jahr 2007 über einen längeren Zeitraum in einer Größenordnung von rund 30 Prozent. Zuvor war der Anteil der Auslandsumsätze um rund 10 Prozentpunkte angestiegen.
  • Die rückläufige Exportquote und der spiegelbildliche Bedeutungsgewinn der Inlandsumsätze resultiert daraus, dass die Inlandsumsätze im Zeitraum 2014 bis 2016 relativ konstant blieben, während die Auslandsumsätze insgesamt sanken. Im vergangenen Jahr stiegen zwar beide Umsatzbereiche wieder an, bei den Inlandsumsätzen war der Zuwachs mit 7,8 Prozent aber erheblich stärker als bei den Auslandsumsätzen mit 2 Prozent.
  • Bei den Auslandsumsätzen zeigte sich, dass vor allem die Umsätze mit Kunden außerhalb des Euroraums erheblich zurückgingen, und zwar um gut 8 Prozent. Dagegen stiegen die Geschäfte mit dem Euroraum, auf den knapp zwei Drittel der gesamten Auslandsumsätze entfallen, um 7,4 Prozent an.

Umsatz

  • Der Gesamtumsatz der deutschen Papierverarbeitenden Industrie übertraf im Jahr 2017 das erste Mal nach dem Jahr 2013 wieder die Schwelle von 20 Milliarden Euro. Der Umsatz mit den Kunden aus dem Inland und dem Ausland belief sich im vergangenen Jahr auf 20,6 Milliarden Euro.
  • Vor allem bei den Inlandsumsätzen konnte im vergangenen Jahr ein deutlicher Anstieg in Höhe von 7,8 Prozent realisiert werden. Der Gesamtumsatz stieg um 6,2 Prozent an.
  • Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass ein direkter Vergleich mit den Vorjahreswerten nur eingeschränkt möglich ist, denn aufgrund von statistischen Umstellungen zum Jahresbeginn 2015 und 2017 und der damit einhergehenden Schwerpunktverlagerung von Betrieben fällt der Umsatz der Papierverarbeitenden Industrie höher aus.
  • Die Umsatzentwicklung im Jahresverlauf 2017 ist von der statistischen Umstellung nicht beeinflusst. Hier zeigte sich im zweiten Halbjahr 2017 ein merklich höheres Umsatzniveau als im ersten Halbjahr. Dabei waren die Umsätze im ersten und zweiten Quartal sowie im dritten und vierten Quartal jeweils relativ konstant.

Monatlicher Umsatz je Beschäftigten

  • Der Umsatz je Mitarbeiter lag im Jahr 2017 in der deutschen Papierverarbeitenden Industrie erstmals seit dem Jahr 2012 wieder über 20.000 Euro. Im Durchschnitt der zwölf Monate wurde ein Umsatzwert je Beschäftigten in Höhe von 20.123 Euro erwirtschaftet.
  • Der Umsatz je Mitarbeiter übertraf den Vorjahreswert um 2,9 Prozent. Wenn davon ausgegangen wird, dass infolge der Statistikumstellungen die Anzahl der Mitarbeiter und das Umsatzvolumen gleichermaßen revidiert wurden, dann ist ein Vergleich mit den vorhergehenden Jahreswerten möglich und aussagekräftig.
  • Bei den monatlichen Umsätzen je Mitarbeiter waren in der Branche im vergangenen Jahr kaum Schwankungen zu verzeichnen.
  • Damit hat sich die Trendwende vom Jahr 2016 im vergangenen Jahr bestätigt. Nachdem im Zeitraum 2011 bis 2015 ein durchgehender Rückgang der Umsatzwerte je Mitarbeiter zu verzeichnen war, waren die letzten beiden Jahre wieder von einer Erholung geprägt.

Entwicklung der Produktion

  • Auch bei der Produktion konnte die deutsche Papierverarbeitende Industrie im Jahr 2017 eine Trendwende vollziehen. Die Produktion übertraf im Durchschnitt der zwölf Monate das Vorjahresniveau um 1,1 Prozent. Über alle vier Quartale hinweg war die Produktion von überschaubaren Schwankungen geprägt. Vor allem im ersten und in dritten Quartal 2017 konnte die Branche vergleichsweise hohe Produktionswerte verzeichnen.
  • Da der Produktionsindex auf Basis fachlicher Betriebsteile und nicht auf Betriebsbasis berechnet wird, ist der Vergleich mit den vorhergehenden Jahren nicht durch die Schwerpunktverlagerung von Betrieben verzerrt.
  • Der Produktionsanstieg im vergangenen Jahr markiert das Ende einer über lange Zeit rückläufigen Produktion in der Papierverarbeitenden Industrie. Im Zeitraum 2011 bis 2016 ging die Produktion von Jahr zu Jahr zurück und sie lag im Jahresdurchschnitt 2016 um 7,2 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2011. Auch im Jahr 2017 bestand noch ein Abstand in Höhe von 6,2 Prozent zu diesem damaligen Rekordniveau bei der Produktion der Branche.

Preisentwicklung

  • Die Erzeugerpreise in der deutschen Papierverarbeitenden Industrie waren auch im Jahr 2017 mehr oder weniger stabil. Das Vorjahresniveau wurde um 0,3 Prozent übertroffen. Damit hat sich die lange Phase einer hohen Preisstabilität auch im vergangenen Jahr fortgesetzt. Seit dem Jahr 2011 waren in dieser Branche nur sehr moderate Preisbewegungen zu beobachten. Dies muss auch bei der Bewertung der Umsatzentwicklung beachtet werden. Zuwächse resultieren bei den nominalen Umsätzen nicht aus der Preis-, sondern aus der Mengenentwicklung. Ansteigende Kosten konnten somit nicht an die Kunden weitergegeben werden.
  • Damit hat sich die Papierverarbeitende Industrie von der Entwicklung in der gesamten Industrie und im Vergleich zur Papiererzeugenden Industrie zuletzt abgekoppelt.
  • In der Papiererzeugenden Industrie stiegen die Herstellungspreise im Jahr 2017 merklich an. Sie übertrafen das Vorjahresniveau um 1,2 Prozent.
  • Auch im gesamten Verarbeitenden Gewerbe (ohne Energieproduktion) gab es im Jahr 2017 einen deutlichen Preisauftrieb. Die Erzeugerpreise stiegen in der Industrie um 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Insgesamt weist die Industrie und die Papierverarbeitende Industrie über eine lange Zeit eine mehr oder weniger gleiche Preisentwicklung auf.

Entwicklung der Produktivität und Lohnstückkosten

  • Im Jahr 2017 ist die Produktivität erstmals seit 2011 gegenüber dem Vorjahr wieder gestiegen. Allerdings war der Anstieg von 0,2 Prozent zu gering, um die Verteuerung der Arbeitskosten – hier gemessen an den Bruttoverdiensten je Beschäftigten – zu kompensieren. Die Lohnstückkosten stiegen daher auch im Jahr 2017 weiter an und zwar um 1,3 Prozent.
  • Damit hat sich die Anstiegsrate der Lohnstückkosten abgeschwächt. Denn in den Jahren 2012 bis 2016 waren die Lohnstückkosten gegenüber dem Vorjahr zwischen 2,4 und 3,4 Prozent gestiegen.
  • Die einzelnen Quartale zeigen indes eine völlig unterschiedliche Entwicklung. Waren im ersten Quartal 2017 die Lohnstückkosten noch um 4 Prozent höher als im ersten Quartal 2016, nahmen sie im zweiten und dritten Quartal gegenüber dem jeweiligen Vorjahresquartal leicht ab und stiegen im letzten Vierteljahr 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wieder leicht an.
  • Auch bei der Produktivität hat sich die Performance im Jahresverlauf verbessert: Fiel die Produktion je Beschäftigten im ersten Quartal 2017 noch um 2 Prozent niedriger aus als im Vorjahresquartal, kam es im Schlussquartal 2017 zu einem Anstieg der Produktivität von rund 1,5 Prozent gegenüber dem letzten Quartal 2016.

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