17.06.2025
Sozialpolitische Kerndaten - Juni 2025
Downloads:
Vorbemerkung:
Im ersten Quartal 2025 zeichnet sich weiterhin keine konjunkturelle Belebung in der Papierverarbeitenden Industrie ab. Der um Kalender- und Saisoneffekte bereinigte Produktionsindex lag mit 83,0 um 0,5 Prozentpunkte unter dem Jahresdurchschnitt 2024. Der Erzeugerpreisindex der Branche lag im ersten Quartal 2025 bei durchschnittlich 124,2 Prozent und damit knapp über dem Niveau des Jahres 2024. Die Umsätze erreichten 5,68 Milliarden Euro. Das waren 1,9 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Trotz der nach wie vor schwachen Konjunktur legten die Lohnstückkosten im ersten Quartal 2025 weiter zu. Sie stiegen gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal um 2 Prozent. Hierbei wirkt sich vor allem der neuerliche Rückgang der Produktivität aus. Sie ging gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,9 Prozent zurück. Bei der Bruttolohnentwicklung ist aktuell eine geringere Dynamik zu beobachten, die Bruttolöhne legten um 1,1 Prozent zu.
1. Anzahl der Betriebe

- Die deutsche Volkswirtschaft befindet sich nach wie vor in einer konjunkturellen Schwächephase. Im ersten Quartal 2025 stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwar preisbereinigt um 0,4 Prozent und damit doppelt so viel wie von Ökonomen prognostiziert. Unerwarteten Rückenwind brachte ausgerechnet die Ankündigung höherer Zölle von US-Präsident Donald Trump. Sie führte zu vorgezogenen Ausfuhren, um die angekündigten Zölle zu umgehen. Zudem stützen auch höhere Konsumausgaben die Konjunktur. Im vierten Quartal 2024 war das reale BIP noch um 0,4 Prozent zurückgegangen. Die Inflationsrate liegt weiterhin nahe an der von der Europäischen Zentralbank (EZB) tolerierten Zielinflationsrate von 2 Prozent. Die EZB hat daher kürzlich zum achten Mal ihre Leitzinsen gesenkt. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die moderate Teuerung auch eine Folge der schwachen Konjunktur ist. Zudem sind die Inflationserwartungen gestiegen. Laut einer EZB-Umfrage erwarten die Verbraucher, dass die Inflationsrate in den nächsten zwölf Monaten um 3,1 Prozent steigen wird.
- Die Prognosen für 2025 sind verhalten. Das ifo-Institut rechnet in seiner Frühjahrsprognose vom März 2025 mit einem Wachstum von 0,2 Prozent. Die OECD ist mit 0,4 Prozent etwas optimistischer, während das DIW für 2025 nur eine Stagnation erwartet und das IW jüngst eine Schrumpfung um 0,2 Prozent. Der Anstieg der Verbraucherpreise soll je nach Schätzung im laufenden Jahr zwischen 2,0 und 2,5 Prozent liegen.
- In der Papierverarbeitenden Industrie gab es im Jahr 2024 insgesamt 457 Betriebe mit mindestens 50 Beschäftigten. Im ersten Quartal 2025 waren es drei Betriebe weniger.
2. Entwicklung der Anzahl der Beschäftigten

- Die Anzahl der Beschäftigten in der Papierverarbeitenden Industrie sinkt seit ihrem Höchststand von 2018 kontinuierlich. Im Durchschnitt des Jahres 2018 waren in den Betrieben mit 50 und mehr Beschäftigten 86.688 Personen beschäftigt, 2024 waren es durchschnittlich 80.466 und im ersten Quartal 2025 noch 79.222.
- Insgesamt sank die Zahl der Beschäftigten seit ihrem Höchststand im Jahr 2018 um 7.466 Personen. Damit ist die Beschäftigung seit 2018 um 8,6 Prozent zurückgegangen. Betrachtet man einen längeren Zeitraum, fällt die Bilanz besser aus. Im Vergleich zum Jahr 2010 sank die Zahl der Beschäftigten um 4.437 Personen. Das entspricht einem prozentualen Rückgang von 5,3 Prozent.
- Nachdem schon 2024 ein nahezu kontinuierlicher Beschäftigungsabbau zu beobachten war, setzte sich diese Entwicklung auch im ersten Quartal 2025 fort. Im letzten Jahr wurde im Frühjahr und Spätsommer vorübergehend Beschäftigung aufgebaut. Im vierten Quartal war die Entwicklung dann spürbar rückläufig und die 80.000er-Marke wurde unterschritten. Im ersten Quartal 2025 schwankte die Anzahl der Beschäftigten zwischen 79.031 im Januar und 79.450 im Februar. Insgesamt wird deutlich, dass sich die schwache Branchenkonjunktur immer deutlicher auf die Beschäftigungsentwicklung auswirkt.
3. Bruttoentgelte je Arbeitnehmer

- Das monatliche Bruttoentgelt je Beschäftigten belief sich in der Papierverarbeitenden Industrie im ersten Quartal 2025 auf durchschnittlich 3.956 Euro. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet dies einen Anstieg von 44 Euro oder 1,1 Prozent. Je Stunde gerechnet fiel der Anstieg mit 1,7 Prozent etwas stärker aus.
- Damit fiel die Lohndynamik seit längerer Zeit wieder gemäßigter aus. Denn in den Jahren 2021 bis 2024 stiegen die Bruttoentgelte im Vergleich mit dem jeweiligen Vorjahr zwischen 2,8 Prozent (2021) und 4,0 Prozent (2024). Auf Stundenbasis hatten sich die Bruttoentgelte 2022 und 2023 im Vorjahresvergleich sogar um jeweils knapp 6 Prozent erhöht, ehe 2024 mit einem Anstieg von 2,5 Prozent eine Beruhigung der Lohndynamik einsetzte.
- Der Verbraucherpreisanstieg hat sich im ersten Quartal 2025 weiter stabilisiert und betrug im Vergleich zum ersten Quartal 2024 2,3 Prozent. Damit ist die Kaufkraft der Bruttoverdienste im ersten Quartal 2025 gegenüber dem ersten Vierteljahr 2024 um gut 1 Prozent gesunken. Dies hängt auch damit zusammen, dass die steuerfreie Inflationsausgleichsprämie Ende 2024 auslief.
4. Tariflohnentwicklung

- Im März 2025 wurde ein neuer Entgelttarifvertrag für die Papierverarbeitende Industrie vereinbart. Die Vereinbarung sieht eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 5,5 Prozent über eine Laufzeit von 27 Monaten vor. Damit gilt der neue Tarifvertrag bis zum 30. April 2027.
- Im Einzelnen sieht der Abschluss vor, dass die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen in drei Stufen angehoben werden. Zum 1. Juli 2025 gibt es eine erste Erhöhung von 2,0 Prozent. Zum 1. Mai 2026 steigen die Entgelte dann um weitere 2,4 Prozent und zum 1. Januar 2027 noch einmal um 1,1 Prozent. Für die Unternehmen besteht in der aktuellen Branchenrezession aufgrund der langen Laufzeit Planungssicherheit.
- Nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank ergab sich für die Papier-verarbeitende Industrie kalenderjährlich und je Stunde gerechnet im Jahr 2024 eine Kostenbelastung von 4,1 Prozent. Dabei sind Nebenvereinbarungen wie Urlaubsgeld, Jahressonderzahlungen, vermögenswirksame Leistungen oder Einmalzahlungen wie Inflationsausgleichsprämien berücksichtigt. Für den Durchschnitt aller Branchen ermittelte die Bundesbank 2024 einen Zuwachs von 6,1 Prozent. Im ersten Quartal 2025 ging der Anstieg spürbar auf 0,9 Prozent zurück. Ursächlich ist hier vor allem der Wegfall von Inflationsausgleichsprämien. Dieser Effekt wirkt sich auch in der Papierverarbeitung aus.
5. Exportquote

- Im Durchschnitt lag der Auslandsumsatz im ersten Quartal 2025 bei 601 Millionen Euro je Monat. Damit wurde der Wert des Vorjahreszeitraums von 600 Millionen Euro pro Monat minimal um 0,1 Prozent überschritten.
- In relativer Betrachtung haben die Auslandsmärkte für die deutsche Papier-verarbeitende Industrie im ersten Quartal 2025 mit einer Exportquote von 31,7 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal weiter an Bedeutung gewonnen – damals betrug der Umsatzanteil des Auslands 31,1 Prozent. Gleichzeitig wurde annähernd der Rekordwert des Gesamtjahres 2024 von 31,8 Prozent eingestellt.
- Ein Blick auf die langfristige Entwicklung der Exportquote zeigt, dass der Anteil der Auslandsgeschäfte im Durchschnitt der Branche zwischen 2010 und 2012 recht stabil blieb. Nach einem Anstieg auf 30,6 Prozent im Jahr 2013 kam es ab 2014 zu einem Rückgang, der bis 2018 andauerte (Exportquote 26,9 Prozent). Im folgenden Jahr sprang die Exportquote dann um mehr als 2 Prozentpunkte nach oben. Zwischen 2019 und 2022 blieb die Exportquote mit Werten zwischen 29,1 und 29,6 Prozent annähernd stabil, ehe 2023 ein neuer Rekordwert erzielt wurde, der im Jahr 2024 und im ersten Quartal 2025 noch deutlich übertroffen wurde.
6. Umsatz

- Im ersten Quartal 2025 lag der Gesamtumsatz in der Papierverarbeitenden Industrie bei 5,68 Milliarden Euro. Gegenüber dem Umsatz des gleichen Vorjahresquartals in Höhe von 5,79 Milliarden Euro ergab sich damit ein Minus von 0,1 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang von 1,9 Prozent. Der Rückgang erklärt sich aus einem leicht rückläufigen Inlandsumsatz. Dieser sank von 3,99 Milliarden Euro im ersten Quartal 2024 auf 3,88 Milliarden Euro im ersten Quartal 2025. Der Auslandsumsatz blieb mit jeweils 1,80 Milliarden Euro hingegen auf dem gleichen Niveau. Durch den Rückgang des Inlandsumsatzes ging auch der Anteil der Inlandsumsätze am Ge- samtumsatz zurück. Im ersten Quartal 2024 lag die Quote noch bei 68,9 Prozent. Für das erstes Quartal 2025 ergibt sich eine Quote von 68,3 Prozent.
- Seit 2023 schlägt die schwache Branchenkonjunktur immer mehr auf die Umsatzentwicklung durch. Dieser Trend setzte sich 2024 und Anfang 2025 fort.
- Im Jahresverlauf 2024 lagen die Erzeugerpreise in der Papierverarbeitenden Industrie auf Indexbasis (2021 = 100) mit 122,5 um 4,5 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert (127,0). Gleichzeitig ging der Produktionsindex (2021 = 100) im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr von 85,0 auf 83,3 zurück. Im ersten Quartal 2025 lag der Erzeugerpreisindex mit 124,2 deutlich über dem entsprechenden Vorjahreswert (121,0). Der Produktionsindex lag hingegen um 2,0 Punkte unter seinem Vorjahreswert (84,4 gegenüber 86,4).
7. Monatlicher Umsatz je Beschäftigten

- Im ersten Quartal 2024 lag der Pro-Kopf-Umsatz bei 23.911 Euro. Das entspricht in etwa dem Niveau des gleichen Vorjahreszeitraums. Der Rückgang der nominalen Umsatzentwicklung (minus 1,9 Prozent) wurde durch den parallelen Beschäftigungsabbau in der Pro-Kopf-Betrachtung nahezu ausgeglichen. Entsprechend blieb die Pro-Kopf-Umsatzentwicklung nahezu konstant.
- Im Jahr 2020 ging der Pro-Kopf-Umsatz im Zuge der Corona-Pandemie zurück, um 2021 und vor allem 2022 deutlich zuzulegen. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der starke Umsatzanstieg im Jahr 2022 vor allem durch Preiserhöhungen erzeugt wurde. Im Zuge der sich abschwächenden Preisdynamik schlug sich 2023 und 2024 die schon seit 2019 schwache Branchenkonjunktur negativ in der Pro-Kopf-Umsatzentwicklung nieder. Der Vergleich der beiden ersten Quartale 2024 und 2025 lässt hoffen, dass eine Bodenbildung stattgefunden hat und es im Laufe des Jahres wieder etwas aufwärtsgeht.
- Im langfristigen Vergleich ab 2010 ist der Pro-Kopf-Umsatz immer noch vergleichsweise hoch. Auch hier sind allerdings die außergewöhnlichen Preissteigerungen im Zuge der Lieferkettenengpässe 2021/22 und des Energiepreisschocks 2022 zu berücksichtigen.
8. Entwicklung der Produktion

- Der Produktionsindex wurde Anfang 2024 auf das neue Basisjahr 2021 umgestellt. Damit ist gleichzeitig eine Neugewichtung der Unterbranchen der Papierverarbeitenden Industrie verbunden, sodass es auch zu kleinen Revisionen in den Veränderungsraten kommen kann. Alle Werte wurden auf Grundlage des neuen Basisjahres vom Statistischen Bundesamt bis 1991 zurückgerechnet.
- Im ersten Quartal 2025 lag der unbereinigte Produktionsindex im Durchschnitt nur noch bei 84,4. Damit zeigt sich bei Betrachtung der unbereinigten Werte zwar eine leichte Erholung gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2024. Diese ist jedoch nur auf Kalender- und Saisoneffekte zurückzuführen. Denn der um diese Effekte bereinigte Wert lag im ersten Quartal 2025 bei 83,0 gegenüber 83,5 im Jahresdurchschnitt 2024.
- In der quartalsmäßigen Betrachtung zeigt sich beim Blick auf die kalender- und saisonbereinigten Werte, dass der Produktionsindex seit dem dritten Quartal 2024 nicht weiter gesunken ist und somit zumindest vorerst eine untere Haltelinie gefunden hat.
- Betrachtet man die langfristige Entwicklung, zeigt sich, dass der Produktionsindex bis zum Jahr 2021 im Jahresdurchschnitt mindestens bei knapp 97 lag. Von diesen Werten ist der Produktionsindex seit 2023 sehr weit entfernt.
9. Preisentwicklung

- Der Erzeugerpreisindex in der Papierverarbeitenden Industrie lag im ersten Quartal 2025 bei durchschnittlich 124,2 Prozent. Damit liegt er einerseits knapp über dem Niveau der Jahre 2022 und 2024, verfehlt aber andererseits den Rekordwert des Jahres 2023 um 2,2 Prozent. Gemessen an dem starken Anstieg der Erzeugerpreise von Mitte 2021 bis Januar 2023 um ein Drittel und dem darauffolgenden Rückgang bis Februar 2024 um knapp 9 Prozent, sind die Preise seitdem sehr stabil.
- In der langfristigen Betrachtung verliefen die Preise für den Gesamtindex der gewerblichen Produkte ohne Energie und die Preise für Erzeugnisse der Papierverarbeitung lange Zeit annähernd parallel. Im Jahr 2022 legten die Preise für die Erzeugnisse der Papierverarbeitung aber überdurchschnittlich stark zu, sodass der Preisindex im Jahresdurchschnitt 2022 um gut 9 Prozentpunkte höher lag als bei den gewerblichen Produkten ohne Energie. Im Durchschnitt des Jahres 2023 ist es bei einem ähnlich hohen Abstand geblieben. Seit Anfang 2024 laufen die Preise wieder annähernd parallel. Zuletzt – im März 2025 – betrug der Abstand 4,9 Prozentpunkte.
- In der Papiererzeugenden Industrie ist der Erzeugerpreisindex gegenüber seinem Höchstwert im Oktober 2022 von 153,5 deutlich gesunken. Im März 2025 lag der Index bei 117,7. Dies ist etwas mehr als der Durchschnitt des ersten Quartals 2025, der 116,4 beträgt. Denn in den letzten Monaten hat es wieder leichte Preisanstiege gegeben.
10. Entwicklung von Produktivität und Lohnstückkosten

- Im ersten Quartal 2025 sind die Lohnstückkosten weiter gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresquartal legten sie um 2 Prozent zu. Damit hat sich das Anstiegstempo weiter verlangsamt und entspricht ungefähr der Entwicklung in den 2010er-Jahren. Dieser weitere Anstieg setzt jedoch auf einem stark erhöhten Niveau auf. Denn im Jahr 2023 schnellten die Lohnstückkosten um 15 Prozent hoch und legten dann im Jahr 2024 um weiter 4,3 Prozent zu. Diese Entwicklung belastet die preisliche Wettbewerbsfähigkeit und die Ertragssituation der Betriebe.
- Ursächlich für den neuerlichen Anstieg der Lohnstückkosten ist die weiter gesunkene Produktion bei gleichzeitig nur moderatem Beschäftigungsrückgang in Verbindung mit moderat gestiegenen Löhnen.
- Die Produktivität je Beschäftigten ging im ersten Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,9 Prozent zurück. Bei dieser Rechnung sind Kalendereinflüsse berücksichtigt. Die Produktivität je Stunde ging in diesem Zeitraum um 0,8 Prozent – also im ungefähr gleichen Tempo – zurück. Somit setzt sich der Produktivitätsrückgang trotz des Einbruchs im Jahr 2023 und des weiteren Rückgangs im Jahr 2024 fort. Gleichzeitig erhöhten sich die Bruttomonatsverdienste um 1,1 Prozent und die Bruttoverdienste je geleisteter Stunde um 1,7 Prozent.